Lesermeinung: Wer ist der Vater des Überlebenden?
In der Nacht vom 20. und 21.
Stand:
In der Nacht vom 20. und 21. April 1945 fand der letzte westalliierte Flugzeugangriff auf Berlin statt. Ab 16. April 1945 begannen sowjetische Fliegerkräfte im Raum Berlin aktiv zu werden, denn die Rote Armee hatte die deutschen Stellungen an der Oder vom 16. bis 19. April restlos zerschlagen und stand nun am 20. April. an der östlichen Stadtgrenze. Ab 3 Uhr morgens wurde in Berlin und Umland der Daueralarm ausgelöst. Nachdem die Panzerspitzen über Ruhlsdorf am 22. April auch Teltow erreichten und der Kanal nicht gleich überwunden werden konnte, wurden starke Kräfte zusammengezogen, um zwischen der Wupper- (Fritz-Schweitzer) und Knesebeckbrücke den Kanalübergang zu erzwingen. In den Morgenstunden des 24. April ist dieses Vorhaben gelungen, jedoch kam man zunächst nur langsam vorwärts in Richtung Zehlendorf. Es wurden zur Unterstützung der Bodentruppen auch Bombenflugzeuge eingesetzt. Ein solches hat am frühen Nachmittag des 24. April vom Bahnhof Düppel kommend in Richtung Kiebitzberge – wo man deutsche Stellungen an der Warthebrücke (Rammrathbrücke) erkannt hatte – seine Bomben abgeworfen. Eine davon war ein Volltreffer auf das Wohnhaus der Familie Laskowski, im Jägerhorn 15. Das Haus stürzte völlig zusammen. Die aus vier Personen bestehende Familie Laskowski war jedoch seit Monaten auswärts. Bedingt durch diesen Leerstand wurden Ende Januar 1945 in diesem Haus acht Flüchtlinge aus Wriezen einquartiert, darunter vier Kinder. Da nur etwa zwei Stunden später die ersten Rotarmisten diese Gegend erreichten, konnten die Rettungsarbeiten durch in der Nähe wohnende Bürger erst verspätet am folgenden Tag beginnen. Keiner konnte zunächst lebend geborgen werden, neun Tote brachte man später zum Waldfriedhof Kleinmachnow. Einer dieser Helfer war der Schlossermeister Hermann Jäkel (1905 - 1988), Jägerhorn 16. Als er Stunden nach den Bergungsarbeiten wieder über den Schuttberg stieg, hörte er das Wimmern eines Kindes. Jäkel trommelte sofort alle Helfer zusammen, und man arbeitete sich nochmals durch den Hauskeller voran. In unmittelbarer Nähe, wo man zuvor die neun Toten geborgen hatte, fand man nun einen ca. ein Jahr alten Jungen in der Waschküche. Seine Mutter hatte wiederholt bei den Bombenangriffen dieses Kind in den Kupferkessel gelegt und diesen mit dem üblichen starken Holzdeckel versehen, um das Kind vor eventuell herabfallenden Deckenteilen zu schützen. Alle acht Hausbewohner und das Ehepaar Oswald (Tischler, geb. 1873) und Margarete Müller (geb. 1874) zogen sich bei Fliegeralarm in den notdürftig mit Balken abgestützten Keller, vermutlich die Waschküche, zurück. Familie Müller bewohnte ein kleines, nicht unterkellertes und nur teilweise massives Sommerhaus auf dem hinteren Teil des Grundstückes Jägerhorn 15. Der Mann werkelte gern in der kleinen Werkstatt im Anbau des Häuschens, das sie gemietet hatten. Sie waren auch als Verwalter des Hauses der Laskowskis mit dem gesamten Anwesen vertraut. Es starben also die Eheleute Müller und sieben Flüchtlinge, darunter drei Kinder. Als Mutter des überlebenden Jungen kommen nur in Frage: Vermutlich Olga Neumann, geb. Woicke, geb. 28. 5. 1916 und eventuell Viktoria Domina, geb. Twardowski, geb. 14. 12. 1903 in Thüringswerder – beide zählen zu den Toten. Es gibt einen Hinweis, dass dieses überlebende Kind von einer Kleinmachnowerin 1945 aufgenommen wurde und der Junge mindestens bis zum 15. Lebensjahr in Kleinmachnow wohnte. War der Vater im Krieg? Kam er zurück und fand seinen Jungen wieder? Wer kann Auskunft geben? Wer erkennt sich wieder? Bitte melden Sie sich: (033204) 359 87 Günter Käbelmann, Wittbrietzen
Günter Käbelmann, Wittbrietzen
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