Lesermeinung: Zone-Lesung
Mit vielen Worten nichts gesagtIch hätte es wissen müssen! War ich doch schon auf den Titel des ersten Buches der Schriftstellerin Jana Hensel reingefallen.
Stand:
Mit vielen Worten nichts gesagt
Ich hätte es wissen müssen! War ich doch schon auf den Titel des ersten Buches der Schriftstellerin Jana Hensel reingefallen. Das Buch „Zonenkinder“ enthielt nicht, was ich mir gewünscht hatte. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Vielleicht einen tieferen Einblick in die Seelen der Menschen aus dem anderen Deutschland zu bekommen. So gab ich der Autorin eine weitere Chance. Diesmal benutzt sie die Bezeichnung „Zone“ wieder und setzt provokant hinzu „Warum wir Ostdeutschen anders bleiben sollten." Ich hatte Frau Hensel im Fernsehen und auf der Messe gesehen, auch das hätte mich warnen müssen. Gestikulierend, als wolle sie die Papphülsen ihrer Argumentation mit irgendetwas füllen, erklärte sie den Inhalt des Buches. Ich wartete darauf, dass sie sich endlich mal zu einer Aussage durchringen würde. Irgendeine wenigstens. Mit vielen Worten nichts zu sagen, gelingt vielen. Von einer Autorin, die im Titel vollmundig zu wissen behauptet, warum die Ex-DDRler anders bleiben sollten, erwartete ich mehr. Ich vermute, dass viele Zuhörer im Kleinmachnower Rathaussaal enttäuscht nach Hause gingen. Keine der Fragen, die sich die Autorin selbst stellte, wurde auch nur ansatzweise beantwortet. Geschweige denn Fragen, die Zuhörer stellten. Sie erging sich in unsäglichem Geschwafel darüber, dass sie als 13-Jährige keine Erinnerungen hat, was vorher war. Vielleicht hätten wir Frau Hensel lieber zu einem Bier einladen sollen, damit sie sich mit den Menschen aus Ost und West einmal hätte reden können. Gerne hätten wir ihr beim Aufstellen schlüssiger Aussagen geholfen. Das scheint nicht so ganz ihr Ding zu sein. Denn, wie wir Zuhörer erfuhren, darf sie ja nun für die Zeit und den Spiegel etwas ganz Ähnliches verfassen. Sie sagte, sie hätte kein Buch über die DDR geschrieben, weil ihr das Wissen darüber mangels Alter fehlt. Das nehme ich ihr ab. Ein Buch über die Zeit danach und das Anderssein der Menschen aus den Neuen Bundesländern und warum die denn, wenn sie es sind, bleiben sollten, ist dieses Buch ganz sicher auch nicht. Was wollte die Dichterin uns damit sagen?
Silvia Friedrich, Kleinmachnow
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