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Lesermeinung: Zugang verengt

Test vergeigt – nicht aufs Gymnasium?, 11.

Stand:

Test vergeigt – nicht aufs Gymnasium?, 11.7. 2007

Die Tagesform eines Sechstklässlers und die Zensuren in drei Kernfächern sollen künftig darüber entscheiden, ob jemand aufs Gymnasium gehen darf? Was nur reitet die brandenburgischen Bildungspolitiker, den gymnasialen Zugang derart rigide und so wenig kindgerecht zu regulieren? Noten allein, zumal in nur drei Fächern und von einem einzigen Zeugnis, sagen selten etwas darüber aus, ob ein Kind später auf dem Gymnasium erfolgreich sein wird. Zentrale externe Tests eignen sich noch viel weniger, eine Bildungsprognose für einen Zwölfjährigen abzugeben. Viel aussagekräftiger wäre der Gesamteindruck, den die Lehrer von ihren Schülern haben. Lehrer sollten eine Empfehlung aussprechen. Eltern würden dieses Votum ernster nehmen als ein einziges Testergebnis, sollten an die Empfehlung aber nicht gebunden sein. So wird es in vielen Bundesländern gehandhabt – und das funktioniert gut. Das heißt keinesfalls, dass das Niveau auf dem Gymnasium sinkt. Es heißt nur, den Zugang auf eine sinnvollere Weise zu regeln und das Risiko zu verkleinern, dass Kinder, die eigentlich auf das Gymnasium gehen könnten, diesen Weg nicht einschlagen dürfen. Hinzu kommt: Wissen ist die wichtigste Ressource in diesem Land. Die Zukunft Deutschlands hängt maßgeblich davon ab, wie gut es gelingt, den Nachwuchs zu qualifizieren. Experten sind sich einig, dass wir hier zu Lande mehr Akademiker brauchen als heute. Das heißt für Brandenburg: Die Gymnasien dürfen sich nicht mit fragwürdigen Methoden abschotten, sie müssen offen sein für jeden, dem ein erfahrener Grundschullehrer das Abitur zutraut. Ansonsten wird Brandenburg zum bildungspolitischen Außenseiter. Ändert sich nichts an den Plänen der Landesregierung, droht dem Land ein Imageschaden - nicht nur bei den hier lebenden Familien.

Christian Herbst, Potsdam

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