Lesermeinung: Zum Abriss des Potsdamer Hotels Mercure
Nostalgisch und rückwärtsgewandtEs ist unverständlich, dass in Potsdam der Blick immer nur nostalgisch und rückwärtsgewandt ist. Das Mercure ist doch einer der besten Botschafter für die Schönheit der Stadt und ihrer Umgebung: Jeder Potsdam-Besucher, der Gast in diesem Hotel war – und das dürften Zigtausende sein –, ist begeistert vom herrlichen Weit- und Umblick über Stadt und Umgebung.
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Nostalgisch und rückwärtsgewandt
Es ist unverständlich, dass in Potsdam der Blick immer nur nostalgisch und rückwärtsgewandt ist. Das Mercure ist doch einer der besten Botschafter für die Schönheit der Stadt und ihrer Umgebung: Jeder Potsdam-Besucher, der Gast in diesem Hotel war – und das dürften Zigtausende sein –, ist begeistert vom herrlichen Weit- und Umblick über Stadt und Umgebung. Der sperrige Anblick des Hauses selbst ließe sich doch wohl durch eine schönere Fassade verbessern. Wenn man das wollte. Aber wahrscheinlich geht es doch nur wieder um jegliche Beseitigung der Spuren von „40 Jahren Kommunismus“.
Klaus-P. Anders, Wilhelmshorst
Landschaftspflege à la Disneyland
Die Diskussion zeigt, dass Potsdam offenbar noch zu viel Geld und keine verantwortungsvollen Stadtverordneten hat. Sonst würde man nicht einen Millionen-Betrag ausgeben, um ein florierendes Hotel zu kaufen, um es dann für eine historisierende Landschaftspflege à la Disneyland abzureißen und die Jobs zu vernichten. Geld sparen, Abgaben senken und die Bürger entlasten! Vielleicht entsteht ja dann wieder Freude daran, sich für sein Umfeld zu engagieren.
Matthias Heinrich, Kleinmachnow
Maßlose Verschwendung
Der geplante Abriss des Mercure-Hotels ist eine maßlose Verschwendung von Finanzmitteln, die der Stadt in anderen Bereichen dringend fehlen: Sanierung von Straßen, öffentliche Bauten, Sanierung von Schulen und Einstellung von zusätzlichen Lehrkräften, Mittel für Bedürftige, Neubau von Schulen und für soziale Projekte, und so weiter. Die Stadt Potsdam verliert wieder an Glaubwürdigkeit, wenn sie sich wie am Beispiel des Stadtschlosses und der Hasso-Plattner-Kunstsammlung gegen die öffentliche Meinung stemmt und stattdessen wieder einmal ihre Klientel im Baugewerbe mit lukrativen Aufträgen bedient.
Daniel di Primio, Potsdam
Die Gelegenheit nutzen!
Millionen öffentlicher Mittel wurden und werden für die Wiederherstellung der Stadtmitte ausgegeben. Mit Millionen haben großzügige Spender die Stadt dabei unterstützt. Hunderte Bürger opfern ihre Freizeit und spenden Geld für die Wiederherstellung der Mitte. Jetzt, wo das Ziel in greifbare Nähe liegt und nur noch ein konsequenter Schritt notwendig ist, fehlt einigen Abgeordneten das Rückgrat, um die Gelegenheit zu nutzen und den Hotelabriss zu beschließen. Stattdessen wird das Argument der Basisdemokratie, der Ruf nach Bürgerentscheid missbraucht, um die eigene Konzeptlosigkeit zu übertünchen.
Wer immer noch Zweifel hat, dass Investitionen in den konsequenten Wiederaufbau historisch wertvoller Stadtzentren allemal lohnen, und zwar finanziell und politisch, der sollte sich in Polen die Altstädte von Danzig und Warschau ansehen. Insbesondere vor dem Hintergrund ungleich größerer infrastruktureller Probleme, die polnische Kommunen haben, im Verhältnis zu Potsdam. Ich war kürzlich in Danzig, wo man mir sagte: „Schau dir die Stadt an, sieh wo und wie wir hier leben, oder frage diejenigen, die darum kämpfen, hier wohnen und arbeiten zu dürfen.“ Danzigs Altstadt zählt wieder zu den schönsten Städten der Welt. Die Bürger Danzigs sind unglaublich stolz auf ihre Stadt. Wir in Potsdam hingegen können froh sein, dass es Politikern der Stadt ab der Nachkriegszeit und bis heute (noch) nicht gelungen ist, das historische Stadtbild vollständig zu beseitigen. Stolz sind wir auf die verbliebenen baulichen Hinterlassenschaften Preußens.
Burkhard Rülicke, Neu Fahrland
Zeugnis der damaligen Architekturepoche
Als das Mercure 1969 eröffnet wurde, stand es für eine Zeit des Aufbruchs und für das neue Potsdam. Das damals internationalen Standards entsprechende Gebäude sollte eine „sozialistische Stadtkrone“ im Zentrum sein. Es ist ein Zeugnis der damaligen Architekturepoche. Seit über vier Jahrzehnten prägt das Hochhaus die Stadtsilhouette. Im Gedächtnis vieler Bürger hat es sich als Wahrzeichen eingebrannt. Für mich symbolisiert das einzige Hochhaus in der Mitte, dass Potsdam eine Großstadt ist. Wer trotz vereinbarter Nutzungsverträge den millionenteuren Abriss eines funktionstüchtigen Hotels fordert, der zerstört baukulturelles Erbe. Es geht nicht darum, ob etwas gut oder schlecht ist, sondern dass sich nachfolgende Generationen vorstellen können, wie etwas einmal ausgesehen und funktioniert hat. Wer die sozialistische Architekturepoche ausradiert und nur die Zeit bis 1945 als erinnerungswürdig ansieht, der löscht Geschichte aus. Künftige Generationen erleben dann ein verzerrtes Geschichtsbild. Hinzu kommt, dass Brüche und Gegensätze in einer Stadt Spannung erzeugen. Städte müssen flexibel sein, sich an die jeweiligen Zeitepochen anpassen. Baulich wie auch funktional.
Der Neubau der „Weissen Flotte“ am Mercure wäre keine Katastrophe, sondern würde ein weiteres Wahrzeichen dieser Stadt sichtbar und an angemessenem Ort platzieren.
Guido Fründt, Stahnsdorf
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