Lesermeinung: Zur Erschießung des Terroristen bin Laden und der Situation in Afghanistan
Zur Meinung „Affektgesteuert, affektgestört“, 4.5.
Stand:
Zur Meinung „Affektgesteuert, affektgestört“, 4.5. 2011
Mit Entsetzen habe ich die Meinungsäußerung gelesen. Der Autor versucht, die unrechtmäßige Hinrichtung bin Ladens zu rechtfertigen.
So behauptet er, die Aktion der GSG 9 in Mogadischu sei mit der Kommandoaktion gegen bin Laden vergleichbar. Der Autor ignoriert, dass die Aktion in Mogadischu mit den dortigen Regierungsbehörden abgestimmt war und die Erschießung der bewaffneten Terroristen zur Rettung der Geiseln notwendig war.
Nichts davon trifft auf den völkerrechtswidrigen Akt der Amerikaner in Pakistan zu.
Der Autor behauptet sogar, die Aktion der Amerikaner sei „eindrucksvoll“. Kein Wort über die Regeln der Rechtsstaatlichkeit, die verletzt wurden, kein Wort über den Verstoß gegen das internationale Völkerrecht und über den Schaden, den die Aktion unserer Zivilisation zufügt.
Was unterscheidet jetzt die amerikanische Kommandoaktion von irgendeiner Terroraktion? Beide achten weder Recht noch Gesetz.
Rainer Kral, Potsdam
Ein großes Dankeschön den Amerikanern
Gratuliere – ein treffender Kommentar! Natürlich war das eine gelungene Sache der USA-Administration: den größten Verbrecher, der die Welt durch seine Morde und Mordaufrufe in Atem hielt, auszulöschen. Alle Menschen dieser Welt, eingeschlossen die Mehrheit der Muslime, sind darüber erfreut.
Wenn das die Kanzlerin in markanten Worten zum Ausdruck bringt, so kann man das auch als christlicher Mensch, der das Leben und nicht das Morden vertritt, nur allzu gut verstehen. Die Besserwisser, Großethiker und Großjuristen, die nun das große Wort schwingen, den USA vorwerfen, sie hätten vielleicht erst noch Herrn bin Laden fragen sollen, wie er denn lieber verurteilt worden wäre, sollten schweigen.
Sie sollten einer Welt entgegensehen, die nach dem Tod des Erzfeindes allen Lebens vielleicht ein besseres Antlitz bekommen wird!
Ein großes Dankeschön den Amerikanern!
Klaus Trumpf und Ehefrau, Potsdam.
Zu: „Der Westen hält am Fahrplan fest“
4. 5. 2011
Die Debatte über einen schnelleren Abzug aus Afghanistan nach der Tötung Osama bin Ladens sollte dazu genutzt werden, die Situation in Afghanistan zu überdenken. Die Terrororganisation Al-Qaida ist von den Taliban deutlich zu unterscheiden. Al-Qaida ist weltweit ausgerichtet und längst nicht mehr in Afghanistan präsent.
Die Taliban wollen die Verhältnisse in Afghanistan verändern. Nach übereinstimmender Meinung sind die Taliban mit militärischen Mitteln nicht zu besiegen. Folglich muss man das Gespräch mit ihnen suchen. Ihre Führung sitzt in Quetta in Pakistan und soll durchaus gesprächsbereit sein. Warum bietet man nicht einen Waffenstillstand und Verhandlungen an? Der Krieg kann nur mit den Taliban beendet werden, nicht gegen sie. Für diesen Weg müssen auch die USA gewonnen werden, die bisher noch einen militärischen Sieg anstreben.
Die europäischen NATO-Mächte sollten den Mut haben, den USA zu widersprechen, gegebenenfalls in heftigem Meinungsstreit. Es geht um viel. Warum verstärkt die Bundesregierung die Kampfkraft in Afghanistan um 300 Mann ausgerechnet in einer Situation, in der dringend und vorrangig eine Verhandlungslösung gesucht werden sollte? Auch wenn die westlichen Truppen so bald wie möglich abgezogen werden sollen – eine Übergabe an die afghanischen Sicherheitskräfte wird nur erfolgreich sein und einigermaßen friedlich verlaufen, wenn sie in Gesprächen mit den Taliban vorbereitet worden ist.
Hans-Jürgen Schulze-Eggert, Potsdam
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