Lesermeinung: Zusatzzertifkat „Deutsch als Fremdsprache“ nicht modernisiert
Unstimmigkeit über Deutsch-Kurse, 8.5.
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Unstimmigkeit über Deutsch-Kurse, 8.5.
Der Artikel zeigt, wie sensibel Studierende auf hochschulpolitische Veränderungen reagieren, aber auch, wie diffus die Informationslage ist. Richtig ist, dass für das Zusatzzertifikat „Deutsch als Fremdsprache“ (DaF) keine Neueinschreibungen mehr stattfinden. Falsch ist, dass das Zertifikat nur für angehende Lehrer gedacht war. Vielmehr richtete es sich an alle Studierenden philologischer und pädagogischer Fachrichtungen, die ihr zukünftiges Tätigkeitsfeld in Sprach- und Integrationskursen mit Nicht-Muttersprachlern sowie in der interkulturellen Arbeit sehen. Tatsächlich wurde in der Vergangenheit etwa die Hälfte der Zertifikate von Absolventen erworben, die entweder nicht Germanistik oder kein Lehramt studiert haben.
Die Behauptung einer Uni-Sprecherin, es habe in den letzten Jahren kaum Absolventen des Zusatzzertifikats gegeben, ist falsch. Schon ein simpler Anruf im Prüfungsamt hätte belegt, dass allein 2008 mehr als 25 Zertifikate ausgegeben wurden. Weitere 164 Studierende wollen ihr Zusatzzertifikat in den nächsten Semestern erwerben. Von einem Mauerblümchen-Dasein kann keine Rede sein. Im Gegenteil: Die Nachfrage ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen – was vor allem daran liegt, dass Studierende die berufspraktische Relevanz des Zertifikats schätzen gelernt haben. Schließlich ist ein derartiges Angebot einmalig in Berlin und Brandenburg und Zertifikatsbesitzer haben einen nachweisbaren Jobvorteil.
Richtig ist, dass DaF mit der Abschaffung des Zertifikats nicht untergeht, denn es ist ja in verschiedenen germanistischen Curricula fest verankert. Sogar fester als vor der Studienreform. Allerdings bleiben die Nicht-Germanisten und Nicht-Philologen außen vor. Falsch ist zudem, dass über „Studiumplus“ ein größerer Kreis von Interessenten an DaF erreicht werden kann als über das Zusatzzertifikat. Das ist schon deshalb ausgeschlossen, weil „Studiumplus“ nicht für Lehramtsstudierende gedacht ist. Außerdem müssen für das Zertifikat deutlich mehr Lehrveranstaltungen besucht werden. Die Gefahr, dass DaF außerhalb der Germanistik nur noch als Appetithäppchen stattfindet, ist groß. Unter diesen Bedingungen von einer Modernisierung und Aktualisierung des Angebots zu sprechen, kann man – zumindest beim gegenwärtigen Stand der Diskussion – nur als tollkühn bezeichnen. Noch steht in den Sternen, wie DaF zu einem angemessenen, mit den verschiedenen Fächern gut kombinierbaren Modul „Deutsch als Fremd- und Zweitsprache“, so der volle Titel des Angebots – kommt, zumal personelle Kapazitäten mehr als ausgelastet sind. Allerdings sah das ursprüngliche Stellentableau eine bessere Ausstattung vor, über deren dringende Notwendigkeit angesichts der jetzt eingetretenen Situation wohl kein Zweifel besteht. Höchste Zeit für weitsichtige hochschulpolitische Entscheidungen!
Dr. Uta Sändig, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Studienberaterin, Uni-Potsdam
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