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Lesermeinung: Zweierlei Opfer?

Zu: „Mahnwache der Zeitzeugen“, 11.12.

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Zu: „Mahnwache der Zeitzeugen“, 11.12.

Der Leiter der Brandenburgischen Gedenkstättenstiftung, Günter Morsch, wird damit zitiert, es wäre „die Regel“, dass es bei der Etablierung von Gedenkstätten (für die Opfer kommunistischer Gewalt) zu Konflikten zwischen Zeitzeugen und Historikern komme. Für die um die Achtzigjährigen, die im Nieselregen vor der KGB-Gedenkstätte an der Großen Weinmeisterstraße standen, muss das wie Hohn geklungen haben. Was hätte dieselbe Formulierung an Empörung ausgelöst, wenn die Opfer des Nazi-Terrors in Buchenwald als Querulanten abgetan worden wären? Wissenschaftler betrachten Zeitzeugen als Glücksfall, ohne dabei ihre quellenkritischen Vorbehalte abzulegen. Warum sollte das in Potsdam anders sein? Warum werden die Angebote der Zeitzeugen mit fadenscheinigen Begründungen verworfen? Ihr Engagement sollte von den Verantwortlichen der Brandenburgischen Gedenkstättenstiftung nicht gegen die „reine Wissenschaft“ ausgespielt werden, sonst entsteht der Eindruck, dass hier Geschichtspolitik statt Forschung betrieben wird und es zwei Sorten Opfer gibt: die politisch opportunen des Nazi-Regimes und die weniger gelittenen des kommunistisches Systems.

Peter Walther, Potsdam

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