PORTRÄT FELICIA LANGER AKTIVISTIN MIT AUSZEICHNUNG:: „Man muss um Hoffnung kämpfen“
Für Felicia Langer ist die Welt schwarz und weiß. Ohne Grau- und erst recht ohne Farbtöne.
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Für Felicia Langer ist die Welt schwarz und weiß. Ohne Grau- und erst recht ohne Farbtöne. Israel repräsentiert für sie die dunkle Seite, die Palästinenser sieht sie ausnahmslos in strahlender Helligkeit. Ist ihr dafür nun vor einer Woche in Stuttgart das Bundesverdienstkreuz verliehen worden? Oder dafür, dass sie seinerzeit, als ZK-Mitglied der Kommunistischen Partei Israels, Ehrengast Erich Honeckers war?
Für ihren Kampf für die Menschenrechte der Palästinenser hat sie sicherlich internationale Auszeichnungen verdient, für ihre grobschlächtigen Verleumdungen Israels und ihr Lob für Mahmud Ahmadinedschads antisemitische Genfer Rede aber auch mindestens ebenso viele Anklagen nach Antirassismusgesetzen. Dieter Graumann, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, bezeichnete sie nach Angaben der „Jerusalem Post“ als „militante und fanatische Israel-Hasserin“.
Felicia Langer ließ die Israelis in den über 20 Jahren ihrer Anwaltstätigkeit für die Palästinenser ziemlich kalt. Für die übergroße Mehrheit war sie des Teufels. Sie machte als unverzagte Stalinistin Politik, obwohl ihr Vater unter Stalin im Gefängnis saß. 1990, nach Abflauen der ersten Intifada, verabschiedete sie sich von ihrem Kampf, ihren palästinensischen Freunden und Mandanten, den Ungerechtigkeiten der israelischen Militärjustiz, von den Genossen der KP, von Israel und ging nach Tübingen. Sie, die Linksextreme, tat es mit den gleichen Worten, mit denen sich der rechtsnationale Ministerpräsident Menachem Begin Jahre zuvor nach dem ersten Libanonkrieg zurückgezogen hatte: „Ich kann nicht mehr.“
Mag sein. Oder auch nicht. Denn damals, als der Kommunismus zusammenbrach, implodierte auch ihre Welt. Sie wollte etwas ganz Neues anfangen. Warum dies ausgerechnet in Deutschland geschehen ist, konnten viele damals nicht verstehen. Die meisten Israelis waren froh, dass sie weg war. Lebenszeichen von ihr aus Deutschland wurden nur am Rande, wenn überhaupt, zur Kenntnis genommen: ihre Autobiografie, der Alternative Nobelpreis, oder jetzt das Bundesverdienstkreuz. „Was, sie lebt noch?“, zeigen sich die Älteren überrascht. „Wer ist das?“, fragen die Jungen. Charles A. Landsmann
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