Meinung: Mit Geld gestalten
„Eigentum verpflichtet“ vom 25. Januar Verteilt werden kann nur, was da ist.
„Eigentum verpflichtet“ vom 25. Januar
Verteilt werden kann nur, was da ist. Oder anders: Um etwas verteilen zu können, muss es erst einmal erwirtschaftet werden. Ob es einem gefällt oder nicht, gerät hier das Individuum ins Blickfeld. Sehr häufig stammen hohe Vermögen aus unternehmerischer Tätigkeit, etwa 95 Prozent der in Deutschland ansässigen Unternehmen werden als Familienunternehmen geführt. Sie stehen für den Mut Einzelner, Wagnisse einzugehen. Ein ökonomischer Erfolg ist dann nicht mehr, aber auch nicht weniger als der Beleg für das Funktionieren der Marktwirtschaft. Wer jetzt nur auf Immobilie oder Bankkonto der Unternehmer, nennen wir sie ruhig „die Reichen“, schaut, übersieht dann gern mal die über Investitionen geschaffenen Arbeitsplätze, die Abgaben an Fiskus und Sozialkassen und das häufig anzutreffende philantropische Engagement dieser Reichen. Unser Staat unterstützt diesen Einsatz kräftig: 2007 wurde das „Gesetz zur weiteren Stärkung bürgerschaftlichen Engagements“ beschlossen, und in diesem und im Folgejahr wurden bundesweit jeweils über tausend Stiftungen gegründet. Die Förderung durch Stiftungen geht in die Milliarden – Geld, das der Staat nicht hätte; Geld, auf das wohlhabende Bürger verzichten. Ob man sich mit Geld ein schönes Leben kaufen kann, ist sicher fraglich. Was Geld jedoch in aller Regel ermöglicht, ist das, was es bei richtiger Anwendung für die Gesellschaft geradezu segensreich macht: Gestaltungsmöglichkeit. Reiche können gestalten, und sie sollten es auch tun. Dass sich die so Angesprochenen entziehen würden, lässt sich freilich aus dem Unternehmertum des Mittelstandes in Deutschland oder den Stiftungsgründungen nicht erkennen. Wer Reichen ihre Gestaltungsmöglichkeiten neidet, sollte sich fragen, wer an ihre Stelle treten könnte.
Klaus Siegers,
Vorstand der Weberbank, Berlin