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Meinung: Mit Luzifers Zunge

Berichterstattung zum Fall Eva Herman Nicht ihr hellblondes Haar brachte Eva vor das Tribunal, vielmehr hatten einige suspekte Worte den Argwohn der „Heiligen Inquisition“ erregt, so als habe das Frauenzimmer die Macht des Bösen verkleinert und Luzifer gehuldigt. Nach anschwellenden Gerüchten kam es zur Denunziation und der Einleitung eines offiziellen Verfahrens.

Berichterstattung zum Fall Eva Herman

Nicht ihr hellblondes Haar brachte Eva vor das Tribunal, vielmehr hatten einige suspekte Worte den Argwohn der „Heiligen Inquisition“ erregt, so als habe das Frauenzimmer die Macht des Bösen verkleinert und Luzifer gehuldigt. Nach anschwellenden Gerüchten kam es zur Denunziation und der Einleitung eines offiziellen Verfahrens. Mit dem Amt des Inquisitors betraut ward Bruder Johannes. Das Recht auf einen Verteidiger ward der Delinquentin nicht zugestanden, dafür gab es zwei Frauenzimmer als Zeuginnen und einen hochgelahrten Historicus aus Berlin. Doch als wolle sie mit dem verdammten Ungehorsam ihrer paradiesischen Namensvetterin wetteifern, erwies sich Eva als gänzlich verstockt. Ja, sie sprach einer Besessenen gleich und wie mit Luzifers Zunge Worte wie „Gleichschaltung“ und „Autobahn“ gar. „Autobahn“, so riefen da die Zeuginnen und Zeugen und das ganze Tribunal, „sie hat Autobahn gesagt, wes bedarf es noch!“ Da nickte Bruder Johannes milde lächelnd und verdammte, noch während er seine Hände in Unschuld wusch, die Unselige für den Rest des Abends zu einem Leben ohne Scheinwerfer. Dr. Hermann Detering,

Berlin-Charlottenburg

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