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Meinung: MY BERLIN Ostern ohne Eier

Im britischen Universitätsleben gibt es jenen Moment, in dem ein männlicher Student mit glasigem Blick und mit auf den Mund gepresster Hand aufs Damenklo wankt und eine Mischung aus Bier und anderem billigen Alkohol auskotzt, den er im Laufe des Abends getrunken hat. Zu meiner Zeit waren die weiblichen Studenten so an diesen abscheulichen Anblick gewohnt – die Schlange vor dem Damenklo war einfach kürzer –, dass sie ihre Mascara-und-Tratsch-Sitzungen vor dem Spiegel selten unterbrachen.

Im britischen Universitätsleben gibt es jenen Moment, in dem ein männlicher Student mit glasigem Blick und mit auf den Mund gepresster Hand aufs Damenklo wankt und eine Mischung aus Bier und anderem billigen Alkohol auskotzt, den er im Laufe des Abends getrunken hat. Zu meiner Zeit waren die weiblichen Studenten so an diesen abscheulichen Anblick gewohnt – die Schlange vor dem Damenklo war einfach kürzer –, dass sie ihre Mascara-und-Tratsch-Sitzungen vor dem Spiegel selten unterbrachen. Es mischte sich also Übelkeit mit Nostalgie, als ich diese Woche zur ersten freien Kloschüssel rannte. Diesmal war es nicht Trunkenheit, sondern Lebensmittelvergiftung.

Der Grund: In meiner Kneipe hatte ich Tatar in mich hineingestopft, mein bevorzugtes Neandertaler-Gericht. Das rote Hackfleisch weckt das Gefühl in mir, gerade ein Tier geschlachtet, seine Eingeweide ausgenommen, sie durch den Wolf gedreht und das Ganze mit einer Steinzeitgeste der Eroberung auf den Teller geschleudert zu haben. Ich fühle mich dann wie Hemingway – ein Mann, der in Verbindung mit seinem primitiven Ich steht. Einige Sherlock-Holmes-Untersuchungen brachten jedoch zutage, dass die Vergiftung nicht auf das Fleisch zurückzuführen war – mein Ess-Partner, der sensible Korrespondent des „Independent“, blieb gesund –, sondern auf das rohe Ei, dass die Spitze meine Berges von rohem Fleisch zierte.

Das bringt mich zu meiner Osterbotschaft: So etwas wie ein gutes Ei gibt es nicht. Es sind gefährliche Dinger, die unsere Eingeweide verrotten lassen, unseren Blutfettspiegel in die Höhe treiben und unsere Traditionen unterwandern. Kinder haben das längst erkannt und ziehen Schokoladen- den Hühner-Eiern vor. Aber selbst Schokoladeneier haben verborgenen Gefahren. Eine neue britische Studie zeigt, dass die aphrodisierenden Eigenschaften von Schokolade so mächtig sein können, dass sie den Hormonspiegel unserer Kinder und ihr sexuelles Gleichgewicht durcheinanderwirbeln können. Schokoladeneier beinhalten oft Phenylethylamin, einen Stoff, der auch beim Sex produziert wird. Schokolade enthält zudem die Anregungsmittel Theobromin und Koffein. Kein Wunder, dass spanische Nonnen vor Jahrhunderten herausfanden, dass Schokolade gemischt mit Vanille und Pepperoni ein starker Liebestrunk ist. Der Aztekenkönig Montezuma pflegte 50 Tassen heißer Schokolade am Tag zu trinken, um seine vielen Frauen zu befriedigen. Wenn ihr Kind also an diesem Wochenende Schokoladeneier in sich hineinstopft, wissen sie dann, was passieren wird?

Es ist Zeit, Ostern von den Eiern zu befreien. Sie sind heidnische Symbole und an einem tiefreligiösen Feiertag fehl am Platz. Haben die Jünger Jesu beim letzten Abendmahl Rührei gegessen? Nein. Gibt es ein einziges christliches Wunder, bei dem Eier eine Rolle spielen? Nein. Eier sind eine Rückkehr zu primitiven Zeiten. Natürlich schmecken sie gut. Aber das gilt auch für Schafsaugen. Nicht alles, was gut schmeckt, muss auch gegessen und gefeiert werden. Wenn ich überlebe, werde ich nächstes Jahr gegen den Osterhasen kämpfen. In der Zwischenzeit sollten wir ernsthaft daran arbeiten, Christus wieder ins Zentrum von Ostern zu stellen.

Der Autor ist Korrespondent der britischen Tageszeitung „The Times“. Foto: privat

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