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Die Ehefrau des neuen Ägyptischen Präsidenten, Naglaa Ali Mahmoud.

© dapd

Porträt: „Nennt mich erste Dienerin des Volkes“

Eine bescheidene Demokratin, die nicht im Palast wohnen möchte? Oder eine rückwärtsgewandte Frömmlerin? Die neue First Lady Ägyptens weckt zwiespältige Gefühle.

Für die einen verkörpert sie Bescheidenheit, Volksnähe und einen demokratischen Geist. Für die anderen ist sie der Beleg für Ägyptens Weg in einen glanzlosen und konservativen Islam. Mit 17 Jahren heiratete Naglaa Ali Mahmoud ihren Cousin Mohamed Mursi, brachte fünf Kinder zur Welt, hat nie eine Universität besucht. „First Lady“ will sie nicht genannt werden. Anders als die mondänen Vorgängerinnen Suzanne Mubarak oder Jihan Sadat ist ihr das Rampenlicht unangenehm. Mit Kopftuch und mit der körperlangen Abaya sieht sie aus wie Millionen ägyptischer Frauen auf dem Land oder in den einfachen Stadtvierteln. Nennen Sie mich „erste Dienerin des Volkes“ oder „Ehefrau des Präsidenten“, sagt die 50-Jährige. Am liebsten möchte sie nach traditioneller Sitte „Umm Ahmed“ gerufen werden, Mutter von Ahmed, dem ältesten Sohn.

Wie ihr Mann stammt die Frau des Präsidenten aus kleinen Verhältnissen, wuchs auf im Armenviertel Ain Shams in Kairo. Zwei Jahre nach der Hochzeit folgte sie ihrem elf Jahre älteren Ehemann nach Los Angeles, wo er an seinem Doktor in Ingenieurwissenschaften arbeitete. Zwei der fünf Kinder haben einen amerikanischen Pass und wohnen inzwischen wieder in den USA. Auch Naglaa Ali Mahmoud wäre gern in Kalifornien geblieben, doch ihr Mann wollte, dass die Kinder in Ägypten aufwachsen. Freunde von damals haben das junge Paar weder als besonders politisch, noch als demonstrativ fromm in Erinnerung, bis die beiden das Programm der Muslimbruderschaft für sich entdeckten.

Nach der Rückkehr 1985 ließ sich die Familie im Nildelta nieder, wo Mursi an der Universität von Zagazig arbeitete. Gleichzeitig machte er bei den Muslimbrüdern rasch Karriere. 2006 kam das heutige Staatsoberhaupt zum ersten Mal für acht Monate hinter Gitter. Regelmäßig stellte Mubaraks Geheimpolizei die Familienwohnung auf den Kopf, nahm auch mal die Söhne mit zum Verhör. Sei stolz auf diese Haft, gab die Mutter einmal ihrem Jüngsten mit auf den Weg und riet ihm, in der Zelle den Koran zu memorieren. „Dies ist unser Leben und dies sind unsere Opfer, die wir solange bringen müssen, bis wir in Würde leben können.“ Wenn es nach ihr ginge, würde Naglaa Ali Mahmoud nicht in den Präsidentenpalast von Heliopolis mit seinen 800 Zimmern einziehen. Ein Palast schotte ab von jener Welt, in der die meisten Menschen leben. „Und wenn das zu weit geht, verhärtet das dein Herz.“

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