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Meinung: Ohne Kompromissbereitschaft geht’s nicht

„Mindestlöhne gegen die Faulheit“von Harald Martenstein vom 31. JanuarIch stimme dem Autor zu: Es gehört zur Menschenwürde, Löhne und Gehälter zu bekommen, von denen man anständig leben kann.

„Mindestlöhne gegen die Faulheit“

von Harald Martenstein vom 31. Januar

Ich stimme dem Autor zu: Es gehört zur Menschenwürde, Löhne und Gehälter zu bekommen, von denen man anständig leben kann. Wenn er jedoch weiter ausführt, dass man es wohl besser lassen sollte, arbeiten zu gehen, falls sich der Lohn dafür dem Hartz-IV-Satz annähert, dann bedient er damit indirekt Vorurteile, die sich hartnäckig in den Köpfen halten.

Wo ordnet er denn in seinem Weltbild die Ehrenamtler ein? In Deutschland werden jährlich viele Millionen Arbeitsstunden von Frauen und Männern, Jungen und Alten, Erwerbslosen und Berufstätigen, geleistet, die für ihr Engagement keine finanzielle Zuwendung erhalten. Es muss also noch was anderes geben, was unsere Bürger und Bürgerinnen runter von der Couch und raus aus der Wohnung treibt. Die Meinung, dass Menschen nur deshalb arbeiten, weil sie dann Wohnung, Kleidung und Essen bezahlen können oder weil sie vom Staat zur Erwerbsarbeit gezwungen werden, ist meines Erachtens im Reich der Märchen und Legenden anzusiedeln. Arbeiten gehen bedeutet auch, soziale Kontakte zu haben und so weiter. Ich wundere mich darüber, dass sowas in öffentlichen Debatten so selten erwähnt wird.

Sicherlich gibt es Leute, die die Sozialsysteme ausnutzen, aber wer richtet denn hier den größeren finanziellen, sozialen und gesellschaftspolitischen Schaden an? Die „Faulen“ oder diejenigen, die trotz hervorragender Geschäftsbilanz Zigtausende entlassen, oder diejenigen, die große Firmen und Banken gegen die Wand fahren und dafür noch nicht einmal persönlich zur Verantwortung gezogen werden, oder diejenigen, die Steuern in Millionenhöhe hinterziehen? Dies sollten wir bei jeder „Faulheits“-Debatte im Auge behalten.

Eva Schmidt, Berlin-Kreuzberg

Harald Martenstein schreibt: „Unser Sozialstaat beruht auf der Idee, dass wir niemanden verhungern lassen, mehr noch, jeder sollte eine Wohnung haben und die Mindestvoraussetzungen für ein menschenwürdiges Dasein, und bei diesem Grundrecht kommt es, zumindest in der Theorie, nicht auf den Charakter oder das Verhalten an, es reicht, ein Mensch zu sein.“ Im Grundsatz hat er recht. Ich bin aber schon der Meinung, dass man Arno Dübel die finanzielle Unterstützung vollständig streichen sollte. Er weigert sich, in der Gesellschaft selbst etwas zu leisten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, nimmt aber die Leistungen der Gesellschaft gerne in Anspruch. Zusammenleben ist aber keine Einbahnstraße sondern erfordert Kompromissbereitschaft von allen. Auch von Arno Dübel.

Klaus Winterberg, Berlin-Neukölln

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