Meinung: Ost-Timor: Gesichertes Überleben
Ein Staat wird geboren. Nach vier Jahrhunderten Kolonialherrschaft, erst portugiesischer, dann indonesischer, liegt das Schicksal von Ost-Timor in den Händen seiner Bürger.
Ein Staat wird geboren. Nach vier Jahrhunderten Kolonialherrschaft, erst portugiesischer, dann indonesischer, liegt das Schicksal von Ost-Timor in den Händen seiner Bürger. Gestern wählten sie eine verfassungsgebende Versammlung - auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Referendum über die Unabhängigkeit von Indonesien. Das war als Bekräftigung des Willens zur Eigenständigkeit gedacht. Im Zuge der Lossagung hatten pro-indonesische Milizen das Land mit Mord und Totschlag überzogen. Eine ausländische Intervention beendete die Kämpfe, die Vereinten Nationen regieren Ost-Timor seither für die Übergangszeit. Zwei Drittel des Wegs zur Eigenstaatlichkeit sind jetzt zurückgelegt - rein zeitlich gesehen. Die Präsidentenwahl im nächsten April markiert formal den Schritt zur vollen Souveränität, kurz darauf wollen die UN ihre Interimsverwaltung beenden. Die tatsächliche Unabhängigkeit jedoch wird Ost-Timor noch lange nicht erreichen, vielleicht sogar nie. Der Kleinststaat mit 750 000 Einwohnern ist auf absehbare Zeit ohne Dotationen von außen wirtschaftlich nicht überlebensfähig. Die Menschen dort allerdings, die haben nun bessere Überlebenschancen als unter der Fremdherrschaft zuvor.
cvm