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David Gill: „Packen wir’s an!“

Er hat schon einmal mit Joachim Gauck zusammengearbeitet, damals, in der Stasiunterlagenbehörde. Jetzt soll David Gill Gaucks Bundespräsidialamt leiten. Ein Porträt.

Von Matthias Schlegel

Es ist keine Kumpanei, sondern ein in mehr als 20 Jahren gewachsenes Grundvertrauen, das David Gill und Joachim Gauck verbindet. Schließlich könnte der 45-Jährige der Sohn des künftigen Bundespräsidenten sein.

Als Gill und Gauck in den wirren Zeiten der friedlichen Revolution in Berlin einander begegnen, stehen sie mitten im Gezerre um die Stasiakten. Gill leitet das Bürgerkomitee zur Auflösung der Stasizentrale, Gauck wird nach der ersten freien Volkskammerwahl Vorsitzender des Parlamentsausschusses zur Stasiabwicklung. Gauck baut gemeinsam mit Gill die Stasiunterlagenbehörde auf, der eine wird der Chef, der andere, gerade mal Mitte 20, sein Pressesprecher.

Doch eine Beamtenlaufbahn ist für Gill nicht das Erstrebenswerteste zu dieser Zeit, da die Welt sich für den Ostdeutschen gerade erst geöffnet hat. Zumal er den Abschluss seines Theologiestudiums am evangelischen Berliner Sprachenkonvikt der Revolution geopfert hatte. Er beginnt ein Jurastudium, geht für ein Jahr in die USA.

Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen und Zwischenstationen im Innenministerium und beim Berliner Datenschutzbeauftragten wird er 2004 Stellvertreter des Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche, eine Art Kirchendiplomat. Im Jahr 2010, als SPD und Grüne mit ihrem Bundespräsidentenkandidaten Gauck die Koalition vorführen wollen, holt der sich Gill als Berater. Gauck unterliegt, aber Gill gerät wenig später wieder ins Blickfeld der Medien: Die SPD würde lieber ihn als den Bürgerrechtler und Journalisten Roland Jahn zum Nachfolger von Marianne Birthler an die Spitze der Stasiunterlagenbehörde wählen. Doch Jahn, Favorit von Union und FDP, setzt sich durch.

Es gibt viel zu tun im Neuen Jahr, hatte Gill auf dem Ökumenischen Neujahrsempfang der Entwicklungsorganisationen im Januar gesagt: „Packen wir’s an!“ Nun also soll Gill, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist und zwei Töchter, Emma und Helene, hat, Staatssekretär und Chef des Bundespräsidialamts werden. Gill wäre der erste Ostdeutsche in diesem Amt. Die Position ist nicht geschaffen, um Zeichen zu setzen. Eines aber dürfte Gill gelingen: Weihnachten sollte Bellevue von zahlreichen Herrnhuter Sternen beleuchtet sein. In Herrnhut im Dreiländereck von Deutschland, Polen und Tschechien ist Gill geboren und aufgewachsen als zweitjüngstes von sieben Kindern des Bischofs der Herrnhuter Brüdergemeine Theodor Gill. Matthias Schlegel

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