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Meinung: Que sera, sera

Über das EM-Orakel

Von Anna Sauerbrey

Stand:

In zweieinhalb Wochen, am 8. Juni, beginnt die EM. Es ist also an der Zeit, der Krake Paul zu gedenken, dem WM-Orakel aus dem Aquarium in Oberhausen. Paul sagte den Ausgang aller deutschen Spiele richtig vorher. Kurz nach dem Ende des Turniers war er tot. So geht das im Leben. Eben noch im Fernsehen, schon treibst du leblos im Becken.

Wir behaupten gern, wir seien spontan. Aber Hand aufs Hasenherz: Das ist der größte Selbstbetrug seit Frozen Yoghurt. Deshalb wird es auch bei diesem Fußballturnier ein Orakel geben: Citta, eine Elefantenkuh aus Krakau. Sie wird vor jedem Spiel zwischen zwei Äpfeln wählen.

Deutschland, Holland oder Spanien? Junge oder Mädchen? Steinmeier, Steinbrück oder Gabriel? Obama oder Romney? Unwägbarkeiten überfordern uns. Die Prognose-Industrie gehört deshalb zu den zukunftssicheren Branchen. Meinungsforscher, Börsenmakler, das Statistische Bundesamt: Ganze Hundertschaften sagen Tag für Tag die Zukunft voraus. Das Bedürfnis danach ist evolutionär bedingt. Unsicherheit gleich Gefahr, so viel Mathe konnten schon unsere Urahnen. Hinter jedem Busch hockte ein potenzieller Säbelzahntiger. Noch heute ist die Wahrscheinlichkeit, dass es unangenehm kommt, ziemlich groß. Wann wurde Deutschland zuletzt mal Meister? Wer glaubt schon ernsthaft, dass Merkel 2013 abgewählt wird?

Im Grunde ist es daher völlig widernatürlich, durch diese ganzen Sport-Ereignisse zusätzliche Anspannung zu erzeugen. Hier ein Vorschlag: Wir lassen Citta ihr friedliches Elefantenleben, legen die Sieger der EM direkt am 8. Juni fest und verteilen am besten auch gleich die Olympia-Medaillen. Dann können wir den ganzen Sommer entspannt im Freibad liegen. Anna Sauerbrey

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