Meinung: Seitensprung mit Dschingis Kahn
Es ist wahr: Diese Zeit braucht Vorbilder. Keine kurzlebigen Hupfdohlen mit SuperstarStatus, keine schnell verbrauchten Gesangswunder wie Lou, deren einzige Aufgabe darin besteht, Deutschland wieder einmal öffentlich als guten Verlierer zu zeigen.
Es ist wahr: Diese Zeit braucht Vorbilder. Keine kurzlebigen Hupfdohlen mit SuperstarStatus, keine schnell verbrauchten Gesangswunder wie Lou, deren einzige Aufgabe darin besteht, Deutschland wieder einmal öffentlich als guten Verlierer zu zeigen. Sondern jemanden, der mit seiner ganzen Persönlichkeit für Integrität und weltanschauliche Festigkeit steht, der unbeirrbar seinen Weg geht über alle Hindernisse, gegen alle Bedenken. Prinzipiell also jemand wie Olli Kahn. Er hat uns Deutschen die einfache Wahrheit gezeigt, dass man sich jederzeit wie ein kompletter Vollidiot benehmen darf, so lange nur hinten die Torbilanz stimmt. Er hätte sich den nächsten Job – Kanzler, Präsident, Daimler-Chef – aussuchen können, wäre da nicht jetzt die dumme Sache mit dem Pfosten-Luder gewesen, jener 21-jährigen Verena, die es tatsächlich geschafft hat, uns Deutsche irrewerden zu lassen am größten Keeper aller Zeiten: Für 58 Prozent der Befragten ist er nun kein Vorbild mehr, und sieben Prozent wollen ihn nie wieder im deutschen Tor sehen – als wären Seitensprünge dort nicht sogar besonders erwünscht. Egal: Kahn ist vom Sockel gefallen, und er kann sich nur noch durch einen Sieg beim Grand Prix rehabilitieren. Den Titel gibt es schon, er war mal sehr erfolgreich: Dschingis Kahn.
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