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Von Friedhard Teuffel: Sportstadt Berlin?

Das war einmal, und es wird wieder – bloß anders als gedacht

Stand:

Jede Stadt will gerne Sportstadt sein, weil Sport für Lebensqualität steht, für Jugendlichkeit und attraktive Körper. Außerdem bringen          große Sportveranstaltungen         viel Geld und internationale Aufmerksamkeit. Als erste Stadt hat sich übrigens Riesa in Sachsen zur Sportstadt erklärt und sogar nach den Olympischen Spielen gegriffen. Das hat bekanntlich nicht ganz geklappt, und mittlerweile bedeutet Sportstadt Riesa vor allem, dass sich dort zweitklassige Boxer gegenseitig auf die Nase hauen.

Auch Berlin kämpft gerade um seinen Ruf, besonders sportlich zu sein. Der Titel Sportstadt hatte bisher gar nicht ausgereicht, Berlin nannte sich gleich Sportmetropole. Eine der größten Sportveranstaltungen ist jedoch beerdigt worden, die German Open der Tennisspielerinnen, das DFB-Pokalfinale der Frauen wandert nach diesem Jahr ab, und das Leichtathletikmeeting Istaf könnte in diesem Jahr zum letzten Mal ausgetragen werden. Muss man Berlin den schönen Titel aberkennen?

Ein Prozent der Berliner sind im Sport beschäftigt, eine Milliarde Euro setzt der Sport nach Angaben der IHK jedes Jahr in Berlin um. Doch im Wettbewerb mit anderen Sportstädten hat Berlin ein Handicap. Es fehlen Unternehmen, die ein bedeutendes Tennisturnier oder eine Mannschaft in der Fußball-Bundesliga auch alleine bezahlen könnten. Und um eine Großhalle wie die neue Arena am Ostbahnhof zu bauen, musste ein Milliardär aus Amerika kommen.

Um das Geld der Gönner und Sponsoren konkurriert der Sport auch noch mit der Wissenschaft und der Kultur. Auch der Senat kann dem Sport nur begrenzt helfen. Während andere Städte ein ganzes Tennisturnier kaufen oder mit Hilfe ihrer Staatsregierung Olympische Spiele, reicht es in Berlin immerhin für die Weltmeisterschaften der Leichtathleten.

Mit diesen Titelkämpfen im August wird der Reigen von Weltmeisterschaften zwar zunächst vorbei sein. Allerdings ist er nur unterbrochen. Erst am Dienstag gab Berlin seine Bewerbung für die Bahnrad-WM 2012 bekannt. Das zeigt: Berlin kümmert sich nicht nur um große Events, sondern bildet die Vielfalt des Sports ab.

Die wirtschaftliche Schwäche muss Berlin auch im Sport mit den eigenen Stärken ausgleichen: Kreativität und ein bisschen Wurschteligkeit. Den Berlinern fällt bestimmt etwas ähnlich Originelles wie den Düsseldorfern ein, die Ski- Langlaufen an der Rheinpromenade veranstalteten. Und zum Geldeinnehmen regte Istaf-Chef Gerhard Janetzky schon einen Sponsorenpool an nach dem Vorbild von „Partner für Berlin“.

Eine Sportstadt ist sowohl Gastgeber für Sportler als auch selbst aktiv. Weil der Austausch in der Stadt hoch ist, fällt es Vereinen schwer, Mitglieder an sich zu binden. Dem wichtigsten Klub, Hertha BSC, fehlt dadurch die Zuneigung, weil die Zugezogenen ihr Fußballherz schon einem anderen Klub geschenkt haben.

Beim spontanen Sporttreiben sticht Berlin dafür heraus. Die Stadt ist der heimliche Laufweltmeister, vom Vergnügungslauf im Park bis zum Marathon. Der Stadt geht nicht die Puste aus.

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