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Meinung: Still ruht der Ball

Jagdszenen spielten sich vor dem Stadion ab, ein Mob von 800 Hooligans bedrohte 300 Polizisten so sehr, dass sie um ihr Leben fürchten mussten – was hat das mit Fußball zu tun? Eigentlich nichts.

Jagdszenen spielten sich vor dem Stadion ab, ein Mob von 800 Hooligans bedrohte 300 Polizisten so sehr, dass sie um ihr Leben fürchten mussten – was hat das mit Fußball zu tun? Eigentlich nichts. Doch nach den Krawallen von Leipzig verlangte die Öffentlichkeit nach einem Zeichen der Verurteilung. Dieses Zeichen gibt nun der Fußball: In den unteren Ligen in Sachsen ruht nächstes Wochenende der Ball. Eine Geste der Solidarität für Polizisten und friedliche Fans? Eine hilflose Geste. Schärfere Kontrollen, gesperrte Stadien, ein Spielstopp im ganzen Fußball-Osten – über all das wird jetzt von Sport und Politik hektisch diskutiert. Das ist richtig, darf aber nicht dazu führen, die langfristigen Maßnahmen gegen Krawallmacher zu vergessen. Fanarbeit vor Ort ist mühselig und kostet Geld, doch sie zahlt sich eher aus als schnelle Spielabsagen. Gerade Sachsen hat hier Nachholbedarf, in Leipzig gibt es bislang nur einen Fanbeauftragten für zwei verfeindete Klubs. Die friedliche WM und die Ruhe in teuer modernisierten Bundesliga-Arenen dürfen nicht täuschen: Die Fußball-Chaoten lassen ihren Gesellschafts-, Lebens- und Liebes-Frust seit längerem in unteren Ligen aus; und zwar meist vor den Stadien. Sie wissen, dass Kommunen, Länder und Vereine ihnen dort mit weniger Mitteln entgegentreten. Zeichen müssen gesetzt werden – für die Fanarbeit an der Basis. Auch der Deutsche Fußball-Bund, sonst um Gesellschaftskampagnen nicht verlegen, kann hier mehr tun. ide

Seiten 2 und 24

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