Meinung: Unter Feinden
Bilder, von denen wir nicht zu träumen wagten: Der greise Protestantenführer Ian Paisley und der ergraute Katholik Gerry Adams am selben Tisch, entspannt in dieselbe Kameralinse schauend. Sie gelobten feierlich, für das Gemeinwohl aller Nordiren zusammenzuarbeiten.
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Bilder, von denen wir nicht zu träumen wagten: Der greise Protestantenführer Ian Paisley und der ergraute Katholik Gerry Adams am selben Tisch, entspannt in dieselbe Kameralinse schauend. Sie gelobten feierlich, für das Gemeinwohl aller Nordiren zusammenzuarbeiten. Das ist der Schlussstein in einem kühnen Bogen. Nordirland ist erneut und immer noch ein Modell für Konfliktparteien in aller Welt. Besonders reizvoll ist dabei die Erkenntnis, dass Paisley, der bisher noch jeden niedergeschrien hat, als Bittsteller zum ehemaligen Belfaster Kommandanten der IRA gekommen war: Adams musste der erwünschten Fristverlängerung zustimmen, und damit wurde aus einem Londoner Diktat plötzlich ein solides nordirisches Projekt. Für die britische Regierung wird die Blamage, dass ihr Ultimatum frech gekippt wurde, leicht zu verschmerzen sein. Tony Blair darf sich am 8. Mai – vielleicht ist er dann nur noch Sachwalter im Premierministeramt – verdient im Ruhm sonnen, das Nordirlandproblem gelöst zu haben; mit einheimischer Hilfe. Die Extremisten haben sich rasch zu Politikern gemausert. ali
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