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Afghanistan-Debatte: Was Sache ist

Die politische Neubewertung des Afghanistaneinsatzes ist überfällig. Damit die Sprache nicht länger verschleiert, verschönert, verharmlost, sondern sagbar macht, was Sache ist.

Von Michael Schmidt

Spätestens nach dem von der Bundeswehr befehligten Angriff auf zwei entführte Tanklastzüge mit mehr als 140 Toten musste dem letzten Zweifler klar sein: Die deutschen Soldaten am Hindukusch sind keine Entwicklungshelfer in Olivgrün. Ihre Mission beschränkt sich nicht auf den Bau von Brunnen und Schulen. Zum Beruf des Soldaten gehört, horribile dictu, das Töten. Ebenso wie das Getötetwerden. Der Truppe ist das bewusst. Der deutschen Öffentlichkeit durchaus nicht. Nur allzu gern wird dieses furchtbare Faktum verdrängt. Die politische Neubewertung des Afghanistaneinsatzes ist überfällig. Damit die Sprache nicht länger verschleiert, verschönert, verharmlost, sondern sagbar macht, was Sache ist. Und damit die Soldaten vor Ort Rechtssicherheit haben, wissen, auf welcher Grundlage sie tätig sind. Gut also, dass sich die Politik zu dieser Klarheit durchringen will. Besser noch wäre es, wenn Angela Merkel, Karl-Theodor zu Guttenberg und Guido Westerwelle zügig auch eine gemeinsame Idee für die anstehende Afghanistankonferenz entwickelten – und sich dabei der Unterstützung durch die zunehmend skeptischen Vertreter des zunehmend skeptischen Volkes versichern würden. Am Ende ist die Bundeswehr noch immer eine Parlamentsarmee, sie ist im Auftrag der Abgeordneten unterwegs, nicht des Kabinetts.

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