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Meinung: Was zu würdigen wäre

„Die Wundertäter: Nina Grunenbergs böser Blick auf das deutsche Wirtschaftswunder“ von Hannes Schwenger vom 15. Januar Der Rezensent des Nina-Grunenberg- Buchs „Die Wundertäter.

„Die Wundertäter: Nina Grunenbergs böser Blick auf das deutsche Wirtschaftswunder“ von Hannes Schwenger vom 15. Januar

Der Rezensent des Nina-Grunenberg- Buchs „Die Wundertäter. Netzwerke der deutschen Wirtschaft 1942–1966“ spricht im letzten Satz von der moralischen Unempfindlichkeit der „Wundertäter“, also der Männer, die ganz entscheidend für den Wiederaufbau des zerstörten Landes gesorgt haben.

Da gibt es eine ganz wichtige Ausnahme, die der Autor eigentlich hätte bemerken und würdigen müssen. Berthold Beitz, den Alfried Krupp zu Bohlen und Halbach vor bald 40 Jahren zum Generalbevollmächtigten von Krupp gegen vielfache Widerstände der reaktionären Bergassessoren berufen hat. (Für jüngere Leser des Tagesspiegels sei angemerkt, dass Erik Reger, der wichtigste unter den Herausgebern, für einen Schlüsselroman über die „Kanonenschmiede des Reiches“ 1932 den Kleistpreis bekommen hat.) Berthold Beitz hat in einer riesigen Kraftanstrengung das Haus Krupp von seiner historischen Last befreit und das Unternehmen in schwerer Zeit zur Friedensproduktion umstrukturiert.

Der Autor könnte wissen, dass Beitz einer der nicht eben zahlreichen jungen deutschen „Wehrwirtschaftsführer“ gewesen ist, die Menschlichkeit zeigten. Im besetzten Polen hat er jüdische Zwangsarbeiter vor dem Tod gerettet und dafür höchste polnische Orden erhalten. Beitz ist in Jerusalem, in der Jad-Vaschem-Gedenkstätte, als einer der Gerechten eingetragen, neuerdings auch seine Frau Else, die ihrem Mann unter Lebensgefahr geholfen hat, jüdische Polen zu verstecken und mit Nahrung zu versorgen. Beitz hat ein in jener Schreckenszeit ganz ungewöhnliches Beispiel moralischer Sensibilität gegeben.

Klaus Bölling, Staatssekretär a. D.,

Berlin-Dahlem

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