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PORTRÄT XAVIER BETTEL PREMIER-KANDIDAT, LUXEMBURG:: „Zu bunt? Aber das bin eben ich“

Wer Xavier Bettels Büro im Rathaus der Stadt Luxemburg betritt, stoppt auf der Türschwelle: Das Büro des Luxemburger Liberalen-Chefs gleicht einem Museum für Pop- Art. An den Wänden prangen schrille Comicszenen, Kunst besetzt hier jeden freien Zentimeter.

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Wer Xavier Bettels Büro im Rathaus der Stadt Luxemburg betritt, stoppt auf der Türschwelle: Das Büro des Luxemburger Liberalen-Chefs gleicht einem Museum für Pop- Art. An den Wänden prangen schrille Comicszenen, Kunst besetzt hier jeden freien Zentimeter. „Zu bunt?“, fragt Bettel und lacht. Der 40-Jährige, der Luxemburgs nächster Premierminister werden könnte, ist überraschte Besucher gewöhnt. „Aber das bin eben ich.“

Bis zur Wahl am 20. Oktober war Bettel ein relativ unbekannter Bürgermeister einer europäischen Hauptstadt, der Vorsitzende der liberalen „Demokratesch Partei“ mit neun Sitzen im Nationalparlament – der sich gern Zeit für ein Gespräch mit ausländischen Journalisten nahm. Der Wahlkampf spielte sich vor allem zwischen dem Premier Jean-Claude Juncker und seinem sozialdemokratischen Herausforderer Etienne Schneider ab. Doch schon zu diesem Zeitpunkt war zwar klar, dass die Liberalen am Ende eine entscheidende Rolle spielen würden, in dem sie entweder mit den Roten und den Grünen oder mit Junckers Christsozialen koalieren würden.

Doch was dann kam, muss sogar den ehrgeizigen Bettel überrascht haben: Bei der Wahl landeten die Liberalen auf Platz zwei hinter Junckers CSV und nicht wie erwartet auf Platz drei hinter den Sozialdemokraten. Viele Luxemburger, die sich nach einer peinlichen Geheimdienstaffäre von Juncker abwandten, wählten die Liberalen. Bettel hatte eine Koalition mit Juncker zwar nie ausgeschlossen, aber den Staatschef für mangelnde Reformen kritisiert, im Parlament sogar ein Misstrauensvotum gegen ihn angestrengt. Nach über 30 Jahren CSV-Regierung sei es Zeit für einen Wechsel, sagt Bettel.

Bettel wurde am Freitag vom Großherzog mit der Regierungsbildung beauftragt. Vorher hatte er schon mit Grün und Rot sondiert. Er habe nicht vor, sagt er auch, noch mit anderen Parteien zu sprechen. Für Juncker würde das nach 18 Jahren im Amt das Aus bedeuten. Bettel ist einer der beliebtesten Politiker des Landes, in Vorwahlumfragen lag er bei den Sympathiewerten noch vor dem Premier. Und das, obwohl der studierte Anwalt nicht gerade dem konservativen Profil entspricht, das die Luxemburger von Spitzenpolitikern des Großherzogtums bisher gewöhnt waren: Bettel lebt offen schwul, er ist in einer festen Partnerschaft. Ein Foto der beiden Männer steht gut sichtbar auf der Fensterbank seines Büros. Elisa Simantke

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