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Meinung: Zuwanderung: Was sich regeln lässt - und was nicht

Heute dürfen wir ihn endlich in Händen halten, den 322 Seiten dicken Bericht über das neue Deutschland. Rita Süssmuth hat ganze Arbeit geleistet.

Heute dürfen wir ihn endlich in Händen halten, den 322 Seiten dicken Bericht über das neue Deutschland. Rita Süssmuth hat ganze Arbeit geleistet. Dass eine Kommission, in der SPD und Union, Kirchen, Gewerkschaften und Arbeitgeber sitzen, sich auf Empfehlungen einigen kann, ist schon ein Verdienst an sich. Kostbar wird das Stück, weil es nichts weniger umschreibt als den Experten-Konsens über eine andere, buntere Republik. Doch wie dies bei Blaupausen für die Zukunft so ist, sie sind hochkomplex. Wer die große Vereinfachung des Ausländerrechts und der unübersichtlichen Aufenthaltskategorien erwartet hat, wird enttäuscht. Süssmuth selbst kommt ins Stolpern, wenn sie mit Quoten und Unterquoten, Anforderungen und Gebühren jongliert. Diese Regelungswut ist nicht nur deutsch, sondern, da es um Gesetze geht, wohl auch unvermeidlich. Nur: Einer Realität der Einwanderung kann weder Süssmuth, noch Schily, noch das Unions-Papier gerecht werden. Die Hälfte aller Jura-Studenten in Kalifornien stammt aus Asien. Meist wanderten die Eltern oder Großeltern ein. Von denen war kaum einer Akademiker. Und fließend Englisch sprach auch niemand. Hätte das kommende Punktesystem für diese neuen Amerikaner gegolten, hätten sie nie die Chance bekommen, Amerikaner zu werden. Dies ist das Restrisiko bei der Zuwanderung. Die Zahl der Aufenthaltsgenehmigungen ist steuerbar. Wie aber Menschen leben, manchmal auch wo und ob sie sich wirklich einbringen - das kann kein Gesetz regeln.

rvr

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