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Der Ort der Massenpanik in Seoul

© Foto: Imago/Newsis/Uncredited

Update

Regierung kündigt Untersuchung an: Mehr als 150 Tote bei Halloween-Feiern in Seoul

In einer engen Gasse in einem Partyviertel der südkoreanischen Hauptstadt kommt es bei einer Halloween-Party zu einem Massengedränge. Unter den Toten sind auch Ausländer. Das Unglück soll nun untersucht werden.

| Update:

Zwei Tage nach der Massenpanik mit mehr als 150 Toten in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul hat die Regierung eine gründliche Untersuchung zur Katastrophe angekündigt. Die Regierung wolle die Ursache des Unfalls herausfinden und die nötigen Maßnahmen ergreifen, damit sich solch eine Tragödie nicht wiederhole, sagte Premierminister Han Duck Soo am Montag bei einer Sitzung im zentralen Hauptquartier für Katastrophenschutz und Sicherheitsmaßnahmen. Zu diesem Zweck wolle die Regierung dafür sorgen, betroffene Einrichtungen und Systeme zu verbessern. Details waren zunächst nicht bekannt.

Das Unglück in der Millionenmetropole ereignete sich Samstagnacht (Ortszeit) in dem beliebten Ausgehviertel Itaewon, als dort Zehntausende dicht gedrängt zu Halloween-Feiern zusammenkamen. Im extremen Gedränge in einer schmalen und abschüssigen Seitengasse wurden zahlreiche Menschen laut Augenzeugen und Angaben der Rettungskräfte eingeklemmt.

Insgesamt kamen bei dem Massenunglück nach Angaben des Innenministeriums mindestens 154 vorwiegend junge Menschen in den Zwanzigern ums Leben. Bis auf einen Toten wurden demnach alle identifiziert.

Nach aktualisierten Zahlen vom Montag wurden zudem 149 Personen verletzt, mehr als 30 von ihnen schwer. Unter den Todesopfern befanden sich 26 Ausländer aus verschiedenen Ländern. 

In einigen südkoreanischen Medien wurde am Montag kritisiert, dass die Behörden auf den Ansturm so großer Massen und die möglichen Folgen für die Sicherheit offensichtlich nicht vorbereitet gewesen seien. Präsident Yoon Suk Yeol hatte bereits kurz nach der Katastrophe angekündigt, die Katastrophe eingehend untersuchen zu lassen. Auch rief er eine mehrtägige landesweite Trauerzeit aus. Am Montag besuchte er einen Gedenkaltar für die Unglücksopfer in der Innenstadt von Seoul. 

Dichtes Gedränge in enger Gasse

Bei dem Massenunglück wurde Augenzeugenberichten zufolge für die Besucher des Halloween-Fests das nicht einmal 100 Meter lange Gässchen, an dem sich zu beiden Seiten Bars und Restaurants reihen, zur Falle: Zahlreiche Besucher seien zu Boden gestürzt, während andere nachgerückt seien. Hinten hätten sich die Mengen gestaut. Viele der Opfer seien erstickt, erdrückt oder niedergetrampelt worden.

„Da es viele Menschen auf dem Hügel gab, drückten Menschen die anderen von oben“, zitierte der öffentlich-rechtliche Sender KBS einen Zeugen. Sie alle seien wegen der Last gestürzt und dabei erdrückt worden. Die genauen Umstände des Desasters sind noch unklar, die Polizei teilte mit, es werde auch überprüft, ob Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften vorlägen.

Die ersten Berichte über das Unglück gingen den Berichten zufolge um etwa 22.15 Uhr Ortszeit bei Feuerwehr und Polizei ein. Augenzeugenberichten zufolge waren die Gassen rund um das Unglücksareal derart voll, dass sich die Rettungskräfte nur schwer ihren Weg durch die Menschenmassen bahnen und zu den Opfern vordringen konnten.

Rettungskräfte im Einsatz bei der Massenpanik in Seoul
Rettungskräfte im Einsatz bei der Massenpanik in Seoul

© Foto: Reuters/Yonhap/Uncredited

Online-Videos, die in sozialen Medien kursierten, zeigten Dutzende Personen, die am Straßenrand liegend mit blauen Plastikplanen bedeckt waren. Insgesamt hätten die Einsatzkräfte versucht, mehr als 50 Menschen wiederzubeleben, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Demnach waren mehr als 140 Rettungsfahrzeuge im Einsatz.

Das Gebiet wurde weitläufig abgesperrt. Die Leichname wurden in den Morgenstunden in eine Sporthalle transportiert, wo sie von Angehörigen identifiziert werden sollten.

Halloween ist eines der größten Feste in Seoul

Das alljährliche Halloween-Fest ist eine der größten öffentlichen Feiern in der Hauptstadt. Dieses Jahr fanden die Veranstaltungen statt, nachdem die Corona-Maßnahmen weitgehend gelockert wurden. Zehntausende Menschen zog es laut den Berichten ins Itaewon-Viertel, viele von ihnen in Halloween-Kostümen verkleidet.

In Itaewon ist es jedes Jahr extrem voll, aber dieses Jahr war es einfach nur verrückt.

Eine Frau über den Andrang bei der Halloween-Feier

„In Itaewon ist es jedes Jahr extrem voll, aber dieses Jahr war es einfach nur verrückt“, schrieb eine Frau auf ihrem Instagram-Account.

Den Berichten zufolge machten Gerüchte die Runde, dass ein prominenter YouTuber auf dem Weg zu einem Club in der betroffenen Straße oder dort schon angekommen sei. Das habe noch einmal sehr viele Menschen angezogen.

Bahren mit Opfern der Massenpanik
Bahren mit Opfern der Massenpanik

© AFP / Foto: AFP/Jung Yeon-JeJ

Präsident Yoon leitete in der Nacht zum Sonntag eine Notfallsitzung. Zuvor ordnete er an, weiteres Notfallpersonal in das Areal zu entsenden und Krankenhausbetten vorzubereiten. Seouls Bürgermeister Oh Se Hoon sagte den Berichten zufolge während eines Besuchs in Europa sämtliche Termine ab und war auf dem Weg zurück in die Hauptstadt. Die Stadt richtete eine Leitung für Vermisstenmeldungen ein.

„Das ist wirklich schrecklich“, sagte Präsident Yoon in einer Rede am Sonntag aus seinem Büro, das unweit des Ausgehviertels liegt. Die Tragödie im Zentrum von Seoul hätte nicht passieren dürfen.

Als Präsident, der für das Leben und die Sicherheit der Bürger verantwortlich sei, fühle er tiefe Trauer. Die Phase, bis der Vorfall unter Kontrolle sei, werde die Regierung zur nationalen Trauerperiode erklären.

Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol am Ort der Katastrophe
Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol am Ort der Katastrophe

© Foto: Reuters/Heo Ran

Auch im Ausland löste die Tragödie Entsetzen aus. Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte den Hinterbliebenen und Opfern sein Mitgefühl. „Die tragischen Ereignisse in Seoul erschüttern uns zutiefst“, teilte der SPD-Politiker auf Twitter mit. „Unsere Gedanken sind bei den vielen Opfern und ihren Angehörigen. Das ist ein trauriger Tag für Südkorea. Deutschland steht an ihrer Seite.“

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Er und seine Frau Jill trauerten mit den Menschen in Südkorea, hieß es in einer Erklärung von US-Präsident Joe Biden. „Die Allianz zwischen unseren Ländern war niemals pulsierender und lebendiger - und die Beziehungen zwischen unseren Bürger so stark wie nie.“ (dpa)

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