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Waed Bouhassoun spielt die Oud

© Foto: Francois Guenet

Pierre Boulez Saal Berlin: Sprechende Blicke

Die syrische Oud-Spielerin Waed Bouhasson und das Ensemble Orpheus XXI erkunden im Boulez Saal die Beziehung von Musik und Natur

Von Tye Maurice Thomas

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Es sind Klänge der Natur, mit denen das Ensemble Orpheus XXI am Samstag sein Konzert im Boulez-Saal einleitet. Als der Schlagwerker seine Fingerspitzen über das Fell der Trommel gleiten lässt, meint man das Rauschen des Windes zu hören. Die Rassel, die kurz darauf einsetzt, lässt an Zirpen von Grillen denken.

In ihrem Programm „La Voix de la nature“ wollen die sechs Musiker:innen unter Leitung der syrischen Oud-Spielerin Waed Bouhassoun die Beziehung zwischen Musik und Natur erkunden. Es erklingen traditionelle sephardische, persische und syrische Lieder, Instrumentalwerke sowie zeitgenössische Vertonungen von Gedichten Rumis und Ibn Arabis.

Das Ensemble vereint Virtuosität und Präzision

Das internationale Ensemble, bestehend aus Hakan Güngör an der Kastenzither Kanun, dem Schlagwerker Neşet Kutas, Shahab Azinmehr an der persischen Laute Setar und Artyom Minasyan an der armenischen Duduk, vereint Virtuosität mit Präzision. Nur durch Blicke oder ein Lächeln übergeben sie einander die wechselnde Führung. Besonders eindrucksvoll ist der iranische Sänger Mojtaba Fasihi, der mit dem Volkslied „Safar karde“ den Saal zum Schwingen bringt. Meisterhaft alterniert er zwischen intimen, schluchzenden Koloraturen, um gleich darauf in lang gehaltene Töne von tenoraler Brillanz auszubrechen.

Das Konzert ist der Stille gewidmet, die in einer von Hektik gezeichneten Gegenwart oft fehlt und doch für Musik und Leben so wesentlich ist. In der Tat ist die Ruhe, die die Musizierenden ausstrahlen, oft körperlich zu spüren. Über ihre Notenpulte gebeugt wirken sie in sich versunken, die meditative Stimmung überträgt sich auf das Publikum.

Leider bleibt das Konzept des Abends abstrakt. Was die Lieder und Instrumentalwerke mit dem dem Einklang von Natur und Musik zu tun haben, ist mangels Übersetzung beziehungsweise Moderation für Außenstehende nicht nachzuvollziehen. Glücklicherweise sind Musik und Aufführende zu stark, als dass das Konzert davon beeinträchtigt wäre.

Der thematische Bezug wird hauptsächlich durch Gedicht-Rezitationen der französischen Schauspielerin Sandra Bourdonnec hergestellt, deren Übersetzungen im Programmheft nachzulesen sind. Ihre Rezitation, getragen von instrumentaler Improvisation, trägt zur kontemplativen Stimmung des Abends bei. 

Informationen zum Programm des Boulez-Saals, sowie Karten unter +49 30 4799 7411 oder www.boulezsaal.de.

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