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Politik: ... die halben Sachen ein Ende haben

In Kürze wird Kurt Beck nach Afghanistan reisen. Beck!

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In Kürze wird Kurt Beck nach Afghanistan reisen. Beck! Nach Afghanistan! Nun, um solche Trips kommt niemand rum, der zwecks ernsthafter Ambitionen auf die Kanzlerschaft irgendwann einmal eine gewisse Weltläufigkeit wird nachweisen müssen. Bei Merkel war das so. Bei Schröder auch. Und doch bedarf es noch einiger Vorstellungskraft, um Bilder vor Augen zu haben, die schon bald um die Welt gehen werden: Beck, wie er in Kabul auf dem Basar ein Bad in der Menge nimmt, umringt von bärtigen Afghanen, nicht wenige davon womöglich auf die trostlose Situation hinweisend, keinen Job zu finden, nirgendwo.

Tja. Und dann? Wird Beck wieder mit seinem Einmal-waschen-und-rasieren-Hinweis kommen, wie seinerzeit auf dem Wiesbadener Weihnachtsmarkt? Geht eigentlich nicht. Afghanistan ist ein so ganz anderes Land.

Schröder. Bitte, der hätte im Zweifel schon gewusst wie. Hätte sein Raubtierlächeln gelächelt und gesagt: „Nu lass ma.“ Die Afghanen hätten sich getrollt.

Hat Kurt Beck eigentlich einen Bruder, einen Halbbruder wenigstens? Schröder hat einen. Er heißt Lothar Vosseler. Es ist ruhig um ihn geworden, seit Schröder nicht mehr Kanzler ist. Man tritt niemandem zu nah, wenn man sagt: Vosseler war immer mehr Halbbruder des Kanzlers als Halbbruder von Schröder. Vosseler hat mal ein Buch geschrieben, das hieß: „Der Kanzler, leider mein Bruder, und ich.“ Das sagt viel. Medien-soziologisch war Vosseler so was wie der Stein im Lackschuh Schröders, er war der trainingsanzugtragende Beweis dafür, dass man, wenn man von unten kommt, nicht zwangsläufig oben landen muss, selbst wenn man den Kanzler zum Halbbruder hat. Einmal hat Vosseler behauptet: „Viele sagen: Überall auf der Welt wäre ich als Bruder des Regierungschefs Staatsminister für besondere Aufgaben oder Notenbank-Präsident oder Präsident der nationalen Rheuma-Liga.“ Vosseler wurde nichts von dem. Unter Rot-Grün war doch nicht alles schlecht.

Lothar Vosseler wird demnächst in Rente gehen. Am 1. Mai ist es so weit. Er hat ein Tinnitus-Leiden, er hat eine Bypass-Operation hinter sich, er sei ohnehin zu 50 Prozent erwerbsunfähig. Seit Januar 2005 lebt er von Hartz IV. Es wäre bestimmt interessant gewesen, Kurt Beck und Lothar Vosseler hätten sich seinerzeit auf dem Weihnachtsmarkt in Wiesbaden getroffen, aber irgendwie ist es auch gut, dass es nicht so kam. Als Kanzlerhalbbruder habe er machen Gelegenheitsjob gehabt, sagt Vosseler. „Aber wenn die Medien ihre Aufnahmen gemacht hatten, war ich für meine Arbeitgeber wieder überflüssig.“ Vbn

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