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Politik: ... sich Latex wieder lohnt

„Es ist nicht verkehrt, wenn der Träger einer Botschaft Aufmerksamkeit auf sich lenkt.“ Wohl wahr!

Stand:

„Es ist nicht verkehrt, wenn der Träger einer Botschaft Aufmerksamkeit auf sich lenkt.“ Wohl wahr! Aber wer hat’s gesagt? Westerwelle, bevor er sich die Schuhsohlen ritzen ließ? War’s wieder mal der alte Mao, Minuten vor seinem berühmten Bade womöglich? Oder, wo wir ohnehin gerade in dieser Ecke sind – Ho Chi Minh vielleicht? Stammt am Ende die Erkenntnis doch aus der Werbebroschüre eines eine Spur zu nassforsch vorgehenden Anbieters für Mittelstreckenraketen?

Nix da, es sind der „schönen Landrätin“ weise dahingehauchte Worte. Die christsoziale Gabriele Pauli ist’s, die unter Zuhilfenahme zweier Latexhandschuhe die Blicke nun auf sich zieht, als „Sankt Pauli“ oder als „Teufelsweib“, wie uns das Hochglanzmagazin „Park Avenue“ freundlicherweise als Interpretationshilfe vorab mit auf den Weg gibt, bevor es uns dann selbstständig auf die zwölfseitige Hochglanzstrecke entlässt.

Schön, schön, auch die Idee mit der Maske!

So, das mit der Aufmerksamkeit hätten wir ja nun. Jetzt noch schnell die Botschaft, das heißt: So schnell geht das mit der Botschaft nicht, man muss schon ein bisschen suchen, erst im Heft, dann am Kiosk, und, ha, da hängt sie ja, die „Bunte“, und dort sagt Gabriele Pauli dann: „Meine Heimat ist die CSU.“ Und dann sagt sie noch: „Aber es kann keine einseitige Liebe auf Dauer sein. Die CSU sollte sich darüber klar werden, was sie an mir hat.“

Die Botschaft lautet zusammengefasst also: Ich kann auch anders! Und wer sich mit mir anlegt, sollte sich warm anziehen! (Handschuhe!)

In Vietnam, was, wie wir alle von Forrest Gump wissen, ja ein gaaanz anderes Land ist, hat Edmund Stoiber, der in der Angelegenheit Gabriele Pauli bestimmt viel zu sagen hätte, am Mittwoch, dem Erscheinungstag von „Park Avenue“, einen Kranz im Mausoleum von Ho Chi Minh niedergelegt. Stoiber ist in solchen Momenten nicht der Textsichersten einer, er hat mal beim Blick auf eine Baugrube mitten in New York gesagt: „Es ist schon erschütternd, wenn man sozusagen mit eigenen Augen das World Trade Center vermisst.“ Auch diesmal schien er aufgewühlt, im Nachhinein dann aber doch einigermaßen mit sich im Reinen gewesen zu sein. Ho Chi Minh sei ja ein „starrer Kommunist“ gewesen, befand der CSU-Chef, er, Stoiber, habe die Zeremonie daher eher als Respektsbekundung für den Freiheitskampf der Vietnamesen betrachtet.

Wahrscheinlich aber wird sich Stoiber bei der Kranzniederlegung gedacht haben: Ein paar gescheite Latexhandschuhe, wie sie diese Pauli trägt, wären jetzt gar nicht so schlecht. Vbn

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