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Politik: … wir reinen Tisch machen

Drei Buchstaben, ein RiesenUnterschied. „Räumen Sie Ihren Schreibtisch auf!

Drei Buchstaben, ein RiesenUnterschied. „Räumen Sie Ihren Schreibtisch auf!“ – das klingt ziemlich harsch. Aber es ist ein Klacks gegen „Räumen Sie Ihren Schreibtisch!“ Dann ist nämlich Schluss, dann beginnt der Weg nach unten. Doch wie räumt man seinen Schreibtisch überhaupt vorschriftsmäßig? Das Arbeitsrecht gibt nichts her, dafür das Gewohnheitsrecht: Unten am Portal warten schon zwei bürstenhaarige Schlägertypen vom Wachschutz. Sie haben oben am Büro den Schließzylinder ausgetauscht und passen auf, dass der Delinquent die Finger von den Firmengeheimnissen lässt. Der drückt sich das verstaubte Familienfoto an die Brust, packt die Ersatzkrawatte aus dem Schrank ein und gibt dem sterbenden Dienst-Philodendron einen letzten Schluck Wasser. Abschiedsgrüße an die Sekretärin müssen entfallen, weil sie bereits ins Erdgeschoss, Mahnverfahren A-K, versetzt wurde. Dann fällt die Tür ein letztes Mal ins Schloss. Aus.

Wir denken an Ernst Welteke, den Bänker, an Wolfgang Urban von Karstadt und an Ottmar Hitzfeld, der diese existenzielle Situation möglicherweise schon heute durchleben wird. Wer ist der Nächste? Man möchte sich dagegen schützen, möchte sich beraten lassen, möchte Geld zahlen, Schutzgeld... Dabei ist das hier gratis: Wer seinen Schreibtisch regelmäßig aufräumt, muss ihn seltener räumen. Denn Chefs mögen keine Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz mit leeren Flaschen, Aktenbergen und verschimmelten Kaffeetassen garnieren, weil sie an diesen Indizien eine desolate Persönlichkeit zu erkennen glauben. Das sagt jedenfalls die Benimm-Expertin Susanne Helbach-Grosser aus Schwäbisch-Gmünd, die mit Lebenshilfe für sinnkriselnde Manager ihr Geld verdient.

Vergessen wir also den Traum vom kreativen Chaos. Ein Haufen Papier ist ein Haufen Papier und kein maßgefertigtes Ablagesystem, verstreute Büroklammern schützen nicht vor magnetischen Streufeldern, Knubbelknoten in der Trelefonschnur sind kein Fleißnachweis und der Fußboden, oh Gott! Wir fragen Frau Helbach-Grosser jetzt lieber nicht, was Chefs von Mitarbeitern halten, die ihren gesamten Kram einfach unter den Schreibtisch schieben, um oben Aufgeräumtheit zu simulieren. Dazu passt übrigens diese kleine, bislang streng geheim gehaltene Meldung aus dem Büro von Hans Eichel, derzufolge... Also, es hieß darin, dass... Verdammt! Wo ist der dämliche Zettel jetzt schon wieder hin? bm

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