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Demonstranten schwingen die chilenische Flagge.

© Johan ORDONEZ / AFP

Proteste und Gewalt in Chile: 13-jähriger Junge von Lieferwagen überfahren

Die Demonstrationen in mehreren Teilen Chiles schlagen erneut in Gewalt um. Die Zahl der Toten ist auf 23 gestiegen.

Bei einer Demonstration in Arica im Norden Chiles ist ein 13-jähriger Junge von einem Lieferwagen überfahren, wie das Innenministerium mitteilte. Der Junge befand sich demnach am Donnerstag auf einer Barrikade aus Autoreifen, als der Wagen in die Straßensperre raste. Ein Erwachsener wurde schwer verletzt, der Fahrer wurde festgenommen. Die Zahl der Todesopfer ist damit fünf Wochen nach Beginn der Proteste auf 23 gestiegen.

Die teilweise gewaltsamen Proteste in Chile hatten am 18. Oktober begonnen. Sie richteten sich zunächst gegen eine Erhöhung der Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr. Die Demonstranten kritisieren aber auch niedrige Löhne, hohe Kosten für Bildung und Gesundheit sowie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich.

Auch am Freitag schlugen wieder Proteste in mehreren Städten des Landes in Gewalt um. In der Hauptstadt Santiago de Chile versammelten sich tausende Menschen auf der zentralen Plaza Italia. Am Rande der Demonstration kam es zu Zusammenstößen zwischen vermummten Demonstranten und der Polizei, die Tränengas und Wasserwerfer einsetzte.

Mehrere hundert Demonstranten versammelten sich auch vor dem Costanera Center, dem größten Einkaufszentrum in Südamerika. Polizisten in Kampfausrüstung bewachten den Eingang.

In Quilicura nördlich der Hauptstadt wurde ein Einkaufszentrum geplündert und in Brand gesetzt. In Puente Alto attackierten Demonstranten eine Tankstelle, eine Polizeiwache und Geschäfte. In der Stadt Antofagasta im Norden Chiles wurden fünf Demonstranten verletzt, die von einem Auto angefahren wurden. Zudem wurde ein Supermarkt verwüstet. Plünderungen und Brände wurden auch aus Valparaíso, Viña del Mar und Concepción gemeldet.

Ausnahmezustand zwischen Polizei und Demonstranten.
Ausnahmezustand zwischen Polizei und Demonstranten.

© JAVIER TORRES / AFP

Zuletzt waren die Proteste eigentlich zurückgegangen, nachdem das chilenische Parlament am Freitag beschlossen hatte, im April 2020 ein Referendum über eine neue Verfassung abzuhalten. Die alte Verfassung stammt noch aus der Zeit von Diktator Augusto Pinochet. Sie Demonstranten fordern aber auch tiefgreifende Reformen des ultraliberalen Wirtschaftssystems in Chile.

Die konservative Regierung von Präsident Sebastián Piñera mahnte die Demonstranten am Freitag erneut zur Ruhe. Innenminister Gonzalo Blumel richtete einen „innigen und aufrichtigen Aufruf“ an „alle politischen Kräfte“, auf Gewalt zu verzichten. (AFP)

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