Politik: 200 tote Flüchtlinge vor Malta?
Bundesamt für Migration kritisiert Asylbegriff.
Berlin - Bis zu 200 Migranten könnten nach Aussage des maltesischen Regierungschefs Joseph Muscat bei dem Schiffsunglück am vergangenen Freitag ums Leben gekommen sein. „Wir haben die Befragung der Überlebenden abgeschlossen, dabei ergaben sich zu der Zahl der Menschen an Bord unterschiedliche Angaben“, sagte Muscat am Dienstag. Den Angaben zufolge könnten aber zwischen 50 und 200 Menschen dabei umgekommen sein. Vor der süditalienischen Insel Lampedusa war vor zehn Tagen ein ebenfalls vollbesetztes Schiff gesunken; bisher wurden 364 Tote gezählt. Der Zustrom reißt unterdessen nicht ab: In der Nacht zum Dienstag wurden mehr als 400 Menschen auf dem Meer geborgen und nach Lampedusa oder Sizilien gebracht.
Derweil geht die deutsche Debatte über einen anderen Umgang mit Asylsuchenden weiter. Der Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, Manfred Schmidt, hält den hergebrachten Asylbegriff für kaum mehr realitätstauglich. Viele Menschen kämen „aus wirtschaftlich sehr prekären Situationen. Keiner von uns würde mit ihnen tauschen wollen. Aber dieser Grund, nach Deutschland zu kommen, passt nicht ins deutsche Asylsystem“, sagte Schmidt dem Tagesspiegel. Wirtschaftliche Not sei „kein Grund für die Anerkennung“. Der klassische Asylbegriff, der staatliche Verfolgung voraussetze, treffe „nur noch auf einen sehr geringen Teil der Antragsteller zu“. 2012 seien dies 1,2 Prozent gewesen. dpa/ade