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Abgelehnte Asylbewerber steigen am Baden-Airport in Rheinmünster in ein Flugzeug.

© Daniel Maurer/dpa

Abgelehnte Asylbewerber: Fast jede zweite geplante Abschiebung scheitert

Personen sind nicht auffindbar, Piloten verweigern den Transport: Fast jede zweite Abschiebung abgelehnter Asylbewerber in diesem Jahr ist abgebrochen worden.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres ist einem Medienbericht zufolge fast jede zweite geplante Abschiebung in Deutschland abgebrochen worden. Wie die Zeitungen der Funke-Mediengruppe unter Berufung auf die Bundespolizei berichten, wurden im ersten Quartal 5548 abgelehnte Asylbewerber abgeschoben. Im selben Zeitraum hätten die Behörden 4752 Rückführungen im Vorfeld abbrechen müssen, etwa weil die betreffenden Personen nicht angetroffen worden seien. In 75 Fällen hätten Piloten oder ihre Fluggesellschaften die Beförderung verweigert.

Im Jahr 2017 wurden dem Bericht zufolge 314 Abschiebungen aus diesem Grund abgebrochen, 2016 waren es 139 Fälle. Jörg Handwerg, Vorstandsmitglied bei der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit, rechtfertigte das Vorgehen der Piloten. Wenn jemand an Bord komme, „der gewalttätig wird und sich aggressiv verhält, muss der Kapitän die Beförderung überdenken“, sagte er den Funke-Zeitungen.

Bei der Bundespolizei stößt diese Haltung auf wenig Verständnis. Abschiebungen würden abgebrochen, obwohl bei einer von der Polizei begleiteten Rückführung sichergestellt werde, dass von der Person „keine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung an Bord des Luftfahrzeuges ausgeht“, sagte ein Sprecher. Bei Sammelrückführungen würden nun Maschinen gechartert, so dass es „nicht zu Beförderungsausschlüssen durch die Piloten“ komme.

Quantitativ seien die Verweigerungen durch Flugkapitäne bei fast 22.000 Abschiebungen im Jahr 2017 „von eher nachrangiger Bedeutung“. Gleichwohl sei es „enorm wichtig“, die Anzahl dieser Fälle zu senken, so die Bundespolizei. (dpa, KNA)

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