AfD-Spitzenkandidat legt nach: Höcke wiederholt Wunsch nach „schweren wirtschaftlichen Turbulenzen“ für Firmen
Für seine Ansage an mittelständische Firmen erntete Thüringens AfD-Chef heftige Kritik aus Wirtschaft und Politik. Reue zeigt Björn Höcke am Freitag weiter nicht – im Gegenteil.
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Der thüringische AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke hat seine scharf kritisierten Äußerungen zu deutschen Familienunternehmen verteidigt und wiederholt. „Das würde ich jederzeit wieder so tun“, sagte der Politiker am Freitag dem Sender Welt-TV. Höcke hatte bei einer Wahlkampfveranstaltung am vergangenen Wochenende in Sömmerda eine Gruppe von Familienunternehmen scharf kritisiert, die eine Kampagne „Made in Germany – Made by Vielfalt“ gestartet hatte.
Nach seinem Angriff erntete Thüringens AfD-Chef und Spitzenkandidat für die Landtagswahl bundesweit Kritik. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, sagte der „Welt“, die Äußerungen von Höcke seien alarmierend für die Wirtschaft und zeigten die Inkompetenz der Partei.
Höcke hatte die Kampagne „Made in Germany – Made by Vielfalt“ von Familienunternehmen als Heuchelei bezeichnet. „Ich hoffe, dass diese Unternehmen in schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen kommen“, sagte er, wie Videoaufnahmen belegen.
Er fürchte, die aggressive Ausländerfeindlichkeit der AfD werde das bestehende Problem des Fachkräftemangels in Deutschland verschärfen, sagte Russwurm der Zeitung. Die Äußerungen Höckes zeigten, „dass eine Regierungsbeteiligung der AfD Wirtschaft und Wohlstand in Ostdeutschland massiv schaden würde“. Die AfD stelle sich zu Unrecht als Stimme der mittelständischen Wirtschaft am Ort dar.
Viel Gegenwind auch in Thüringen
Massive Kritik kam in den vergangenen Tagen auch vom Thüringer Verband der Wirtschaft, der Organisation der Thüringer Familienunternehmer sowie von Kammer-Vertretern im Freistaat. Spitzenkandidaten nahezu aller anderen Parteien warfen der AfD eine wirtschaftsfeindliche Politik vor. Höcke hat das zurückgewiesen.
SPD-Spitzenkandidat Georg Maier sagte in einer TV-Runde, er wisse von Fachkräften, die aufgrund des gesellschaftlichen Klimas, „das natürlich maßgeblich von Herrn Höcke und der AfD geprägt wird“, nicht nach Thüringen kommen wollten. Auch Katja Glybowskaja von der AWO, die Vorsitzende der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Thüringen, erklärte, sie fürchte gravierende Konsequenzen in der Soziallandschaft, sollten rechtsextreme Stimmen an Macht gewinnen. „Wir appellieren, keinen Schulterschluss mit rechtsextremistischen Kräften einzugehen“, so Glybowskaja.
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Supermarktkette schaltet Anzeigen
Der Präsident des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Alexander von Preen, erklärte in dieser Woche, „mit Björn Höcke hat sich eine der Führungsfiguren der AfD zum wiederholten Male selbst demaskiert“. Im Einzelhandel sind laut HDE zurzeit bundesweit etwa 120.000 Stellen unbesetzt. „Woher sollen die Menschen denn alle kommen, wenn Politiker ans Ruder gelangen, die auf Ausgrenzung und Abschottung setzen?“, so von Preen.
Die Supermarktkette Edeka veröffentlichte einen ganzseitigen Aufruf in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, in der Wochenzeitung „Die Zeit“ sowie in den sozialen Netzwerken. Die Anzeige ist betitelt mit dem Satz „Warum bei Edeka Blau nicht zur Wahl steht“. Dies ist als Anspielung auf die AfD zu verstehen, die Blau seit ihrer Gründung als Parteifarbe benutzt. In der Anzeige sind zahlreiche Obst- und Gemüsesorten wie Gurken, Brokkoli, Bananen, Kirschen und Erdbeeren abgebildet. „In der Obst- und Gemüseabteilung herrscht die bunte Vielfalt“, steht im Text. „Die Evolution hat uns gelehrt: Blau ist keine gute Wahl“, heißt es. „In Deutschland sind die Blauen schon heute die größte Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft.“ (dpa, AFP)
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