
© dpa/Britta Pedersen
„Ähnlich stark wie Personen ohne Migrationshintergrund“: Zugewanderte teilen demokratische Werte laut Studie in hohem Maß
Demokratischen Grundwerten stimmen Zugewanderte im Allgemeinen sehr stark zu, wie eine neue Studie zeigt. Einen leichten Unterschied gibt es bei Migranten aus sehr autoritären Staaten.
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Migrantinnen und Migranten in Europa stehen einer neuen Studie zufolge fest zu den Grundwerten der Demokratie. „Unsere Ergebnisse zeigen: Zugewanderte bekennen sich ähnlich stark zu den zentralen demokratischen Prinzipien wie Personen ohne Migrationshintergrund“, erklärte Marc Helbling, Soziologe mit Schwerpunkt Migration und Integration an der Universität Mannheim, am Montag.
Die Studie seines Forschungsteams ergab demnach, dass sowohl Migrantinnen und Migranten, die ursprünglich aus demokratischen Herkunftsländern stammen, als auch jene aus autoritären Ländern sehr hohe Zustimmungswerte zu zentralen demokratischen Normen aufweisen: zu freien Wahlen, gleichen Rechten, Minderheitenschutz und unabhängigen Gerichten.
Tausende Befragte aus 30 Ländern
Die internationale Untersuchung beruhe auf zwei umfangreichen Datensätzen. Die Meinungsforschungsstudie „European Social Survey“ enthalte Befragungsdaten von mehreren zehntausend Personen, darunter mehr als 2.000 Migrantinnen und Migranten der ersten Generation aus 30 europäischen Ländern. Dem „Integrationsbarometer des deutschen Sachverständigenrats für Integration und Migration“ lägen Befragungen von rund 15.000 Personen in Deutschland zugrunde.
Einen leichten Unterschied fanden die Forscher nur zwischen Zugewanderten aus stark autoritären Ländern wie Eritrea, Saudi-Arabien oder dem Iran einerseits und Migranten aus demokratischeren Ländern wie Indien, der Türkei oder Rumänien andererseits. „Wer viele Jahre in einem sehr autoritären System lebt, entwickelt tendenziell etwas schwächere demokratische Einstellungen“, erläuterte Helbling. Umgekehrt zeigten Personen, die lange Zeit in demokratischeren Ländern gelebt haben, „etwas mehr Zustimmung zur Demokratie“. Der Unterschied sei allerdings „wirklich klein“.
Kleine Minderheit lehnt Demokratie ab
Trotz der insgesamt hohen Zustimmung zur Demokratie gebe es unter Zugewanderten eine kleine Minderheit, die diese ablehnt. Der Anteil dieser Gruppe liegt laut den Forschenden bei einem „mittleren einstelligen Prozentwert“. Das entspreche ziemlich genau dem Wert unter Personen ohne Migrationshintergrund, so Helbling.
„Unsere Analysen zeigen, dass antidemokratische Haltungen kein spezifisches Migrationsphänomen sind“, sagte er. Demokratie-kritische Minderheiten fänden sich in allen Bevölkerungsgruppen. (KNA)
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