Politik: Angriff auf Irak: USA bombardieren Ziele nahe Bagdad
Amerikanische und britische Kampfflugzeuge haben am Freitag Radar- und Luftabwehrstellungen in der Nähe der irakischen Hauptstadt Bagdad angegriffen. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums handelte es sich um die ersten Angriffe auf Ziele außerhalb der Flugverbotszone im Süden Iraks seit Dezember 1998.
Amerikanische und britische Kampfflugzeuge haben am Freitag Radar- und Luftabwehrstellungen in der Nähe der irakischen Hauptstadt Bagdad angegriffen. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums handelte es sich um die ersten Angriffe auf Ziele außerhalb der Flugverbotszone im Süden Iraks seit Dezember 1998. Alle Flugzeuge seien zurückgekehrt. Sie hätten die Flugverbotszone nicht verlassen, sondern die Waffen aus der Distanz abgefeuert. Dem irakischen Fernsehen zufolge soll es Opfer gegeben haben, auch unter Zivilisten.
US-Präsident George W. Bush habe die Angriffe autorisiert, erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer. Den Luftschlag bezeichnete er als "Routineangriff". Der US-Präsident befindet sich derzeit auf einer Mexiko-Reise. Auch das britische Verteidigungsministerium rechtfertigte die Luftangriffe auf Irak. Der Militärschlag sei eine "Antwort auf die zunehmende Bedrohung" alliierter Flugzeuge durch irakische Stellungen in den vergangenen Wochen. "Angesichts einer deutlich gestiegenen Zahl von Angriffen auf unsere Flugzeugcrews hatten wir keine andere Wahl als zu handeln, um sie zu schützen", sagte der Sprecher des Ministeriums.
Nach Darstellung des Pentagons lagen die angegriffenen Radarstellungen nördlich des 33. Breitengrades, der die Grenze der südlichen Flugverbotszone markiert. An der Operation, die insgesamt zweieinhalb Stunden gedauert habe, seien 24 Maschinen beteiligt gewesen, teilte Generalleutnant Gregory Newbold mit. Ziel seien irakische Kommandostellungen gewesen, die Radaranlagen kontrollierten. Diese seien in jüngster Zeit technisch modernisiert worden und hätten US-Flugzeuge bedroht. In nächster Zukunft seien weitere Luftangriffe der Art wie am Freitag auf Irak nicht zu erwarten. "Ich denke, wir haben erreicht, was wir wollten: es der irakischen Luftabwehr zu erschweren, Angriffe gegen unsere Flugzeuge zu koordinieren", sagte Newbold.
In Bagdad heulten kurz vor 19 Uhr erstmals die Luftschutzsirenen. In der Stadt wurde der Lärm von Luftabwehrgeschützen gehört. Gegen 19 Uhr 38 verkündeten Sirenen das Ende der Angriffe. Das letzte Mal, dass in Bagdad die Luftschutzsirenen geheult hatten, war am 24. Februar 1999. Damals griffen US-Flugzeuge Ziele in den Außenbezirken der Stadt an. Es gab dabei mehrere Tote und Verletzte.
Amerikanische und britische Flugzeuge kontrollieren die von den Alliierten eingerichteten Flugverbotszonen im Norden und Süden Iraks. Diese Zonen wurden nach dem Golfkrieg 1991 zum Schutz der dort lebenden Minderheiten eingerichtet. Irak hat die Beachtung des Flugverbots aufgekündigt, nachdem das Land im Dezember 1998 vier Tage lang amerikanischen und britischen Luftangriffen ausgesetzt war.
Der Angriff erfolgte knapp einen Monat nach dem Amtswechsel im Weißen Haus. Er schien nach Ansicht von Beobachtern nicht unbedingt auf einen Wechsel in der US-Irakpolitik unter dem neuen Präsidenten Bush hinzudeuten. Auch unter US-Präsident Clinton war die Maßgabe, jedes Ziel anzugreifen, dass ein alliiertes Flugzeug bei der Durchsetzung der Flugverbots im Norden und Süden Iraks bedrohe. Bushs Kabinett gehören einige Schlüsselfiguren des Golfkriegs von 1991 an, darunter Ex-General Powell als Außenminister und Dick Cheney als Vizepräsident.
Die Bundesregierung war nach Informationen des Tagesspiegel von dem Militärschlag nicht vorab informiert worden. Bundeskanzler, Außen- und Verteidigungsminister wurden von der Nachricht der Bombardierung überrascht. Verteidigungminister Scharping befand sich zum Zeitpunkt des Einsatzes auf einer Karnevalsveranstaltung im Kreis Lahnstein.