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Klaus Reinhardt spricht sich für Medikamenten-Flohmärkte in der Nachbarschaft aus.

© dpa / Gregor Fischer

„Flohmärkte in der Nachbarschaft“: Ärztekammer-Präsident ruft dazu auf, sich gegenseitig mit Medikamenten auszuhelfen

Manche Arzneimittel sind Mangelware in Deutschland. Gesunde sollten daher jetzt Kranken mit Medikamenten aus der Hausapotheke aushelfen, fordert Klaus Reinhardt.

Angesichts der aktuellen Infektionswelle und wachsender Arzneimittelknappheit hat der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich gegenseitig mit Medikamenten aus der Hausapotheke auszuhelfen. „Jetzt hilft nur Solidarität. Wer gesund ist, muss vorrätige Arznei an Kranke abgeben“, sagte Reinhardt dem Tagesspiegel. „Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft.“

Reinhardt wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass dafür auch Arzneimittel infrage kommen könnten, deren Haltbarkeitsdatum bereits einige Monate abgelaufen sei. In der Not könne man zahlreiche Medikamente immer noch gefahrlos verwenden. Zur kritischen Lage in den Krankenhäusern sagte der Ärzte-Präsident, hier müssten klare Prioritäten gesetzt werden.

Menschen mit schweren Infektionskrankheiten sollten in ganz Deutschland vorrangig behandelt werden. Mit Blick auf planbare Eingriffe appellierte Reinhardt an Patienten, „vier bis sechs Wochen die Zähne zusammenzubeißen, wenn das irgend möglich ist“. Dann sei die aktuelle Infektionswelle mit aller Wahrscheinlichkeit überwunden.

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Angespannte Lage: Angriffe auf Krankenhauspersonal häufen sich

Reinhardt sagte, es gehe auch darum, wieder zu lernen, „Krisenzeiten pragmatisch und standfest abzuwettern“. Danach könne und müsse man wieder Grundsätzliches angehen, wie die Reform der Arzneimittelproduktion. Die Idee eines weiteren milliardenschweren „Wumms“ zum Aufkauf von Medikamenten weltweit sieht der Präsident der Bundesärztekammer kritisch: „Das hilft nicht. Andere Länder der Welt haben dasselbe Problem. Denen können wir doch die Arzneien nicht wegkaufen.“

Aufgrund der Überlastung vor allem von Kinderkliniken kommt es nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zunehmend zu Anfeindungen oder sogar Übergriffen gegen die dort Beschäftigten. „Es häufen sich Fälle von Androhung oder der tatsächlichen Ausübung psychischer und physischer Gewalt gegenüber dem Gesundheitspersonal“, sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt der „Rheinischen Post“.

Aufgrund der Personalknappheit und des Zeitdrucks sei eine gute Einbindung der Eltern oft „nur unzureichend möglich, was wiederum zu Informationsverlusten, der Häufung von Beschwerden und wachsender Anspannung auf allen Seiten führt“, sagte Hasselfeldt. Zugleich müssten Eltern mit kranken Kindern teilweise stundenlang in den Notaufnahmen sitzen. Kurzfristige Abhilfe zu schaffen sei aber kaum möglich.

„Es gibt in vielen Regionen so gut wie keine freien Intensivbetten mehr“, sagte der Intensivmediziner Christian Karagiannidis ebenfalls der „Rheinischen Post“. „Derzeit kämpfen wir gegen sehr breit gefächerte Krankheitsbilder: Grippe, RS-Virus, Corona und andere Atemwegserkrankungen, dazu die üblichen Notfälle“, beschrieb er die dramatische Lage.

„Der Krankenstand in der Gesellschaft ist aktuell extrem hoch, so etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Karagiannidis weiter. Hoffnungen setzt er auf eine Beruhigung während der Feiertage. (mit AFP)

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