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Politik: Auch die Armen werden älter

"Die Industriestaaten wurden wohlhabend, bevor sie alt wurden und die Entwicklungsländer werden alt bevor sie wohlhabend werden." Mit diesem Satz brachte am Dienstag Gro Harlem Brundtland, die Chefin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), auf der UN-Alterskonferenz in Madrid die Kluft zwischen armer und reicher Welt auf den Punkt.

"Die Industriestaaten wurden wohlhabend, bevor sie alt wurden und die Entwicklungsländer werden alt bevor sie wohlhabend werden." Mit diesem Satz brachte am Dienstag Gro Harlem Brundtland, die Chefin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), auf der UN-Alterskonferenz in Madrid die Kluft zwischen armer und reicher Welt auf den Punkt. Und wenn die entwickelten Länder angesichts der Überalterung der Gesellschaft schon Probleme haben, das Leben ihrer immer zahlreicheren Senioren zu sichern, dann kann man sich vorstellen, wie armselig es vielen Alten in der Dritten Welt ergeht.

"Wir sind hier, um eine der größten Leistungen der menschlichen Gesellschaft zu feiern", sagte Brundtland, "das wachsende Alter unserer Weltbevölkerung." Die durchschnittliche Lebenserwartung sei während des vergangenen Jahrhunderts um 30 Jahre gestiegen. "Dank besserer Hygiene, Ernährung, der Entwicklung von Antibiotika, gesünderer Umwelt haben wir es geschafft, die menschlichen Lebensbedingungen zu revolutionieren." Die Zahl der Alten über 60 Jahre in der Welt hat sich in den letzten 50 Jahren auf mehr als zwei Milliarden verdreifacht.

Nun komme es darauf an, diese demographische Revolution "in Gewinn für die Gesellschaft" umzuwandeln. Das erfordert viel, viel Geld. Nicht nur, um Renten zu sichern, sondern allein schon für die Gesundheitsversorgung. Doch in den Entwicklungsländern lebt die Mehrheit der Alten in absoluter Armut. "90 Prozent der Bevölkerung Schwarzafrikas und Südasiens leben noch mit weniger als zwei Dollar am Tag." Und natürlich ohne Rentenversicherung, abhängig von Almosen und ihrer Familie. Von den Armen seien wegen ihrer sozialen Benachteiligung 70 Prozent Frauen. Und da die Zahl der Alten in vielen Ländern der Dritten Welt künftig noch schneller wachse, als in der reichen Welt, liege hierin die wohl größte Herausforderung für die künftige Entwicklung der armen Länder.

Ralph Schulze

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