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Ausgaben im dreistelligen Milliardenbereich: Diese Waffensysteme sollen auf der üppigen Wunschliste der Bundeswehr stehen
Panzer, Drohnen, Raketen: Das alles will die Bundeswehr laut einem Bericht ab 2026 anschaffen. Der größte Teil der 377 Milliarden Euro ist für inländische Aufträge vorgesehen. Die Abhängigkeit von den USA bleibt aber.
Stand:
Anfang Oktober hat der Haushaltsausschuss des Bundestags grünes Licht für neue Kampfflugzeuge, Boote und Munition für die Bundeswehr im Wert von mehr als sieben Milliarden Euro gegeben. Eine Wunschliste, die dem US-Magazin „Politico“ vorliegt, stellt die bewilligten Anschaffungen allerdings in den Schatten: 377 Milliarden Euro will die Bundeswehr für den Haushalt 2026 verplanen.
Auf 39 Seiten zählt die Bundeswehr demnach Land-, Luft-, See- und Weltraumwaffen auf. Für mehr als die Hälfte der aufgeführten Projekte gebe es schon festgelegte Auftraggeber, berichtet „Politico“. Der Großteil befinde sich aber noch in der Planungsphase – für den es auch noch keinen klaren Zeitraum gebe.
Dem Bericht zufolge soll – mit einem Auftragsvolumen in Höhe von 182 Milliarden Euro – die Hälfte der Aufträge an deutsche Firmen gehen. Mit Rheinmetall als größtem Profiteur: Allein 32 Milliarden Euro sollen direkt an das Rüstungsunternehmen aus Düsseldorf fließen, weitere 56 Milliarden Euro an Tochtergesellschaften und Gemeinschaftsunternehmen.
Mehr als 650 Puma-Schützenpanzer

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Insgesamt wünscht sich die Bundeswehr 687 Schützenpanzer vom Typ Puma, den Rheinmetall gemeinsam mit dem niederländischen Rüstungskonzern KNDS entwickelt, berichtet „Politico“. 662 der Fahrzeuge sollen demnach im Kampf eingesetzt werden können, 25 weitere zum Training der Soldaten. Als Frist für die Auslieferung soll das Jahr 2035 angegeben sein.
Mehr als 550 mobile Flugabwehrsysteme

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Ein weiterer Auftrag für Rheinmetall umfasst dem Bericht zufolge 561 mobile Flugabwehrsysteme vom Typ Skyranger 30. Die Geschützturmsysteme können auf vorhandene Fahrzeuge der Bundeswehr montiert werden und unter anderem gegen Drohnen eingesetzt werden. Hinzu kommen laut „Politico“ Granaten und Gewehrmunition in Millionenhöhe.
Zwölf neue Aufklärungsdrohnen

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Neben Schützenpanzern und Flugabwehrsystemen soll Rheinmetall dem Bericht zufolge auch ein Dutzend neue Aufklärungsdrohnen vom Typ Luna NG liefern. Das Auftragsvolumen beträgt demnach 1,6 Milliarden Euro.
Die Bundeswehr will zudem ihre Heron-TP-Drohnen vom israelischen Hersteller IAI bewaffnen und dafür laut dem Dokument für 100 Millionen Euro Munition kaufen.
Auch die Marine soll neue Drohnen erhalten: Für etwa 675 Millionen Euro sollen vier maritime Drohnen vom Typ uMAWS angeschafft werden, inklusive Ersatzteile, Schulungen und Wartung.
Mehr als vier Milliarden Euro für Luftverteidigungssysteme

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Mit 21 Aufträgen zu einem Gesamtwert von 17,3 Milliarden Euro taucht auch der bayerische Raketenhersteller Diehl Defence auf der Wunschliste der Bundeswehr auf, heißt es in dem Bericht. Der größte Anteil mit fast 4,2 Milliarden Euro würde auf das Luftverteidigungssystem Iris-T fallen.
Demnach beabsichtigt die Bundeswehr die Anschaffung von 14 kompletten IRIS-T-SLM-Systemen (siehe oben) im Wert von 3,18 Milliarden Euro. Für weitere 694 Millionen Euro sollen 396 Mittelstreckenraketen vom Typ IRIS-T-SLM und für weitere 300 Millionen Euro 300 IRIS-T-LFK-Kurzstreckenraketen gekauft werden.
Mehr als 14 Milliarden Euro für Weltraumsicherheit
Einige der teuersten Projekte in dem Dokument der Bundeswehr sollen auf den Weltraum abzielen, berichtet „Politico“. Mehr als 14 Milliarden Euro seien für geostationäre Kommunikationssatelliten, modernisierte Bodenkontrollstationen und Satellitenkonstellationen in der erdnahen Umlaufbahn vorgesehen. Allein für letzteres seien 9,5 Milliarden Euro veranschlagt. So soll etwa eine konstante, störungsfreie Verbindung für Truppen und Kommandoposten gewährleistet werden.
Erst Ende September hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) angekündigt, dass die Bundesregierung bis 2030 insgesamt 35 Milliarden Euro für Weltraumprojekte und eine Sicherheitsarchitektur im All bereitstellen will.
Mehr als 5,5 Milliarden Euro für Systeme aus den USA

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Auf der Wunschliste der Bundeswehr sollen auch mehrere Posten aus den USA aufgezählt sein: etwa 15 F-35-Kampfjets von Lockheed Martin im Wert von rund 2,5 Milliarden Euro und vier Boeing P-8A Poseidon-Seeüberwachungsflugzeuge für 1,8 Milliarden Euro für die Marine.
Neben den Flugzeugen soll die Bundeswehr zudem den Kauf von 400 Tomahawk-Marschflugkörpern für etwa 1,15 Milliarden Euro sowie drei Lockheed Martin Typhon-Abschussvorrichtungen im Wert von 220 Millionen Euro planen. Letztere könnten die Reichweite der Tomahawk-Raketen auf 2000 Kilometer erweitern, berichtet „Politico“.
Insgesamt sollen 25 der Projekte ausländische Vertragspartner begünstigen. Der Auftragswert beziffere sich laut „Politico“ auf etwa 14 Milliarden Euro – weniger als fünf Prozent des Gesamtvolumens der Wunschliste von 377 Milliarden Euro.
Allerdings würde sich die Bundeswehr laut dem Bericht bei fast allen strategischen, nuklearbezogenen und weitreichenden Waffensystemen von ausländischen Zulieferern abhängig machen. Eine Abhängigkeit, die Experten schon länger bemängeln. (Tsp)
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