
© Silvio Duwe
Außen öko, innen Hass: Wie sich die Anastasia-Bewegung in Deutschland ausbreitet
Die rechtsextreme „Anastasia-Bewegung“ breitet sich seit Jahren aus. Der Verfassungsschutz warnt. Und ein Kopf der Bewegung schwärmt öffentlich von der Rassenlehre.
Stand:
Es ist so leicht, den Krebs zu besiegen. Lina R., eine Heiltherapeutin, verrät es den anderen im Forum. Man spaziere in den Wald, grabe an einer beliebigen Stelle und entnehme eine Duftprobe aus 15 Zentimetern Tiefe. „Wenn es ganz typisch nach gesundem Wald riecht, nimmst du zwei Hände voll von dieser Erde mit nach Hause.“ Dort gebe man sie in ein Glas, schütte Wasser drauf und lasse das Gemisch einen Tag ziehen: „Nun trinkst du täglich ein Schnapsglas von dieser Flüssigkeit.“ Anschließend habe der Krebs „ganz schnell keine Chance mehr“.
In dem Forum, in dem Lina R. ihre Wundermedizin preisgibt, kann man auch lernen, wie sich ein Gewächshaus bauen lässt. Oder warum alte Apfelsorten besser sind als gewöhnliche. Vor allem geben sich Gleichgesinnte hier Tipps, wie ihnen am besten der Ausstieg aus der Gesellschaft gelingt und sie ihrem Idol nacheifern können: der Eremitin Anastasia aus der sibirischen Taiga.
„Rutschbahn in den Rechtsextremismus“
In das geheime Forum findet nur, wer auf der Messengerplattform Telegram von anderen dazu eingeladen wird. Aktuell hat es mehr als 3000 Mitglieder. Es dient zur Vernetzung der sogenannten Anastasia-Bewegung in Deutschland – einem ökoesoterischen Kult, der aus Russland kommt und zunehmend auch in der Bundesrepublik Anhänger findet. Sein Kern ist das Versprechen, jeder Mensch könne übersinnliche Kräfte erlangen, wenn er nur seinen Lebensstil ändere und als Selbstversorger in die Natur ziehe. Hellsicht, Telepathie, sogar Teleportation, das alles sei dann möglich.
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