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Politik: Bellevue-Duden

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Es gibt ein Fremdwörterbuch, und es gibt ein Herkunftswörterbuch. Was derzeit wirklich fehlt, ist ein Wörterbuch, das Politikersprache in der Debatte um die Nachfolge von Johannes Rau in das Normal-Deutsche übersetzt.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Es gibt ein Fremdwörterbuch, und es gibt ein Herkunftswörterbuch. Was derzeit wirklich fehlt, ist ein Wörterbuch, das Politikersprache in der Debatte um die Nachfolge von Johannes Rau in das Normal-Deutsche übersetzt. Hier ein paar dringend notwendige Einträge in den „Bellevue-Duden“:

„Ich schließe eine Kandidatur als Bundespräsident definitiv aus!“ Vor allem von Edmund Stoiber (CSU) geprägte Wendung, Übersetzung: „Ich schließe gar nichts aus, bin aber doch nicht so blöd, mich jetzt schon festzulegen!“

„Für das höchste Staatsamt bewirbt man sich nicht.“ Synonym: „Lass uns kommende Woche noch mal darüber sprechen.“

„Da wird man gefragt, und mich hat keiner gefragt.“ Synonym, erste Variante, Enttäuschung: „Schnöderweise hat meine Partei nicht erkannt, dass ich der geeignetste Kandidat gewesen wäre.“ Zweite Variante, Aufforderung: „Jetzt fragt mich schon endlich, Ihr wisst doch, dass ich will!“

„Die Debatte ehrt mich.“ Übersetzung: „Ich will wirklich, wirklich, wirklich!“

„Kein Kommentar.“ Synonym: „Da es um Bescheidenheit geht und ich offenkundig der Bescheidenste bin, wäre ich der ideale Kandidat.“

„…für jedes Amt geeignet, national wie international.“ Als „Töpfer-Lob“ bekannt gewordene Formel Gerhard Schröders (SPD). Übersetzung: „Na, Angie, was machste nu?“

„Das unwürdige Verheizen von Kandidaten beleidigt dieses hohe Amt und muss aufhören.“ Parteichef-Deutsch. Synonym: „Ruhe jetzt, bis ich selbst jemanden vorschlage!“

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