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Sahra Wagenknecht

© picture alliance / dpa

Führung der Linksfraktion: Bewährungsprobe für Sahra Wagenknecht

Linksfraktionschef Gregor Gysi will ernsthaft über Rot-Rot-Grün im Bund verhandeln - derweil Sahra Wagenknecht nach seiner Nachfolge strebt. Passt das zusammen?

Von Matthias Meisner

Zwangsläufig muss ein Text über die Perspektiven von Sahra Wagenknecht mit einem Satz von Gregor Gysi beginnen. „Sie müssen mich noch fast ewig ertragen“, sagte der Linken-Fraktionschef dieser Tage dem „Freitag“. Und bestritt, dass er im kommenden Winter zurücktreten werde. „Wie kommen Sie denn auf so was? Ich bin doch topfit.“

Aber was wird aus Wagenknecht, seiner fast schon ewigen Stellvertreterin? Ein Geheimnis hat sie nie daraus gemacht, dass sie die Nachfolge von Gysi anstrebt – für sie eine deutlich interessantere Herausforderung als beispielsweise der Vorsitz der Partei. Die aus dem linken Flügel der Partei stammende 45-Jährige – sie war lange Jahre Wortführerin der Kommunistischen Plattform – hat sich emporgearbeitet, verändert und auch manche Kompromisse geschlossen. Aber in die erste Reihe eben hat sie es noch nicht geschafft. Obwohl sogar ein Bundesparteitag im vergangenen Mai beschlossen hatte, dass die Fraktion eigentlich spätestens seit Ende 2014 eine quotierte Doppelspitze hätte haben müssen – das wäre das Ticket für den Aufstieg von Wagenknecht gewesen.

Wie sich das Machtgefüge in der Linkspartei im Laufe des Jahres verschiebt, wie sich die Partei mithin also aufstellt mit Blick auf die Bundestagswahl 2017, ist noch nicht ganz klar. Wagenknecht ist bereit, die Fraktion gemeinsam mit dem Realpolitiker Dietmar Bartsch zu führen. Ein „Hufeisen-Bündnis“ wird diese Konstellation parteiintern genannt, sie soll den Flügelstreit unter Kontrolle bringen. Für Wagenknecht ist das keine ganz unkomplizierte Rolle: Sie wird unterstützt und getragen von den linken Hardlinern in der Fraktion, wirklichen Betonköpfen. Um gewählt zu werden, muss sie aber auch Förderer im Reformerlager auf ihre Seite ziehen. Die müssen ihr nachsehen, dass sie ziemlich viele Sitzungen schwänzt, andererseits aber Talente hat, die anderen in der Linken fehlen. Ihre Performance in den Talkshows zählt unbestritten dazu. Den Spagat beherrscht Wagenknecht recht gut. Als Gysi beim sogenannten „Toilettengate“ von Israel-Hassern verfolgt wurde, sprach sie von einer „ziemlich üblen Geschichte“, verhinderte aber Sanktionen gegen die beteiligten Bundestagsabgeordneten aus ihrem Lager. Zum „Friedenswinter“ mit Verschwörungstheoretikern rief sie mit auf, um dann „aus Termingründen“ abzusagen.

Lässt sich so 2017 eine rot-rot-grüne Bundesregierung bilden, wie Gysi es gerne hätte? Derzeit sieht es nicht danach aus, dass es für eine solche Konstellation nach der nächsten Wahl auch nur eine rechnerische Mehrheit gibt. Das kann Wagenknecht gefallen.

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