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© AFP

Tonbandbotschaft: Bin Laden droht Europa mit "Abrechnung"

Der Chef des Terrornetzes Al Qaida, Osama bin Laden, hat wegen der angeblich gotteslästerlichen Mohammed-Karikaturen in Dänemark Vergeltung angedroht. Die Botschaft richtet sich an alle "Intelligenten" in der Europäischen Union.

Europa muss sich auf eine "Abrechnung" gefasst machen, sagte Osama bin Laden in einer Tonbandbotschaft, von der das auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte US-Institut Site berichtet. Der Leiter des ebenfalls auf Islamisten-Websites spezialisierten US-Instituts IntelCenter, Ben Venzke, nimmt die Drohung ernst. Bin Laden hatte sich zuletzt Ende Dezember zu Wort gemeldet.

Bin Laden attackiert den Papst

Der Al-Qaida-Chef richtet sich in seiner Tonbandbotschaft laut Site an die "Intelligenten" in der Europäischen Union. Die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen sei ein größeres Verbrechen als das Vorgehen der westlichen Truppen gegen muslimische Dörfer und die Tötung von Frauen und Kindern, sagt er. Die "Abrechnung" werde noch "ernster" sein. "Wenn ihr die Freiheit eurer Worte nicht kontrolliert, dann stellt euch auch auf die Freiheit unserer Taten ein." Kryptisch fügt Bin Laden hinzu, die Antwort der Muslime werde sein, was der Feind sehe, nicht was er höre. Die Veröffentlichung der Zeichnungen sei ein Teil im Rahmen des "neuen Kreuzzugs", in der der Papst im Vatikan ein große, lang andauernde Rolle spiele.

Die Veröffentlichung von zwölf Karikaturen des Propheten Mohammed in einer dänischen Zeitung hatte vor zwei Jahren in der islamischen Welt eine Welle der Empörung und Gewalt ausgelöst. Mehr als ein Dutzend dänische Zeitungen druckten im Februar dieses Jahres als Demonstration der Pressefreiheit erneut eine der umstrittenen Karikaturen. Grund war die Aufdeckung von Mordplänen gegen den Zeichner.

Hinweis auf einen möglicherweise bedeutenden Angriff

IntelCenter-Chef Venzke sagte, dass Bin Ladens Botschaft eine "klare Bedrohung gegen EU-Mitgliedstaaten und ein Hinweis auf einen möglicherweise bevorstehenden bedeutenden Angriff" ist. Es ist allerdings nicht klar, wann sich so ein Angriff ereignen könnte. Laut Site wurde die fünf Minuten lange Tonbandbotschaft von Al Qaidas Medienableger Es Sahab im Internet veröffentlicht. Das Tonband läuft demnach über einem Videobild, auf dem Bin Laden mit einer Waffe zu sehen ist. Die Aufnahme ist mit englischen Untertiteln versehen.

Bin Laden greift in der Botschaft auch US-Präsident George W. Bush an, den er als Europas "unterdrückerischen Verbündeten" bezeichnete, "der - zusammen mit seiner aggressiven Politik - bald das Weiße Haus verlassen" wird. Die "grausamen Handlungen" der US-geführten Militärkoalitionen im Irak und in Afghanistan hätten "den Krieg nicht beendet", sondern vielmehr "unsere Entschlossenheit gestärkt, an unseren Rechten festzuhalten, unser Volk zu rächen und die Invasoren aus unserem Land zu jagen", sagt Bin Laden weiter.

Bush verteidigt Irak-Einsatz

Die Veröffentlichung der Botschaft fällt mit dem fünften Jahrestag des Einmarschs der US-Truppen im Irak zusammen. Bush hatte am Mittwoch in einer Rede den Irak-Krieg gerechtfertigt und von Fortschritten im Anti-Terror-Kampf gesprochen. Der Irak ist zu einem Land geworden, in dem erstmals arabische und US-Streitkräfte gemeinsam gegen das Terrornetzwerk Al Qaida kämpften, betonte er.

Zuletzt hatte sich Bin Laden am 29. Dezember vergangenen Jahres mit einer Tonbotschaft im Internet zu Wort gemeldet. Damals warnte er die muslimische Weltbevölkerung vor einer Unterstützung der irakischen Regierung, die von den USA gesteuert werde und versprach die "Befreiung Palästinas". (smz/AFP/dpa)

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