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Politik: Blindes Vertrauen

Allensbach: Bundesbürger haben keine Ahnung von Altersvorsorge und klammern sich ratlos an das staatliche System

Die Rente ist nicht besonders sicher. Diese Botschaft haben Politiker aller Parteien seit Jahren bei jeder Gelegenheit auf das offenbar wenig geneigte Publikum herunterprasseln lassen. Zugehört hat ihnen keiner. Die Bundesbürger haben nämlich nach einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Allensbach keinen blassen Schimmer vom Thema Altersvorsorge.

Die öffentliche Diskussion habe nicht dazu geführt, dass die Bevölkerung über die Rente Bescheid weiß, sagt Jochen Hansen von den Allensbacher Meinungsforschern. Nur sechs Prozent der 2030 befragten Bundesbürger wissen, wie hoch ihre gesetzliche Rente sein wird. Ob sie sich vor dem Ergebnis fürchten oder sich überraschen lassen wollen? Auch über die Höhe des Beitragssatzes zur Rentenversicherung herrscht allgemein Ratlosigkeit. Nur jeder Zehnte beantwortete die Frage richtig.

Fast scheint es, als habe die Rentendiskussion die Deutschen abschalten lassen. Ratlos klammern sie sich an das alte System. So planen zwei Drittel der Bevölkerung, ihren Lebensabend mit der staatlichen Rente zu finanzieren. Zehn Prozent der Befragten sorgen mit der staatlich bezuschussten Riesterrente vor. Erbschaften stehen da höher im Kurs. Jeder fünfte Bundesbürger setzt bei der Altersvorsorge zusätzlich auf die Barschaft von Angehörigen.

Viele Bundesbürger blenden das Thema Rente einfach aus. „Es besteht teilweise einfach kein Interesse an der Altersvorsorge“, sagt Hansen vom Allensbach-Institut. Die Problematik werde verdrängt. Kaum einer habe offenbar begriffen, dass die staatliche Rente zukünftig nur eine Grundversorgung sein wird. In einem Punkt sind sich die Experten einig: Zukünftig wird das Rentenniveau sinken. Um die Deutschen wachzurütteln, soll 2005 zum „Jahr der Altersvorsorge“ ausgerufen werden. Das fordert der Auftraggeber der Allensbach-Studie, die Postbank. Für das Geldinstitut waren die Ergebnisse ein Schock. Denn nur jeder fünfte verspricht sich von einer Bank zuverlässige Informationen zur Rente. Doppelt so viele Befragte informieren sich lieber bei Wirtschaftsmagazinen im Fernsehen.

Alexander Dluzak

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