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Unabhängigkeitstag: Blutiges Jubiläum in Sri Lanka

Bombenanschläge vor dem Unabhängigkeitstag: Auch die bisher als weitestgehend sicher geltende Hauptstadt Colombo erreicht der Terror.

Neu-Delhi - Kurz vor dem 60. Jahrestag der Unabhängigkeit hat eine neue Bombenserie die Tropeninsel Sri Lanka erschüttert. Dabei hielt der Terror auch in die Hauptstadt Colombo Einzug, die bisher als noch vergleichsweise sicheres Pflaster galt. Am Sonntag sprengte sich mitten auf dem belebten Hauptbahnhof eine Selbstmordattentäterin in die Luft und riss elf Menschen mit in den Tod. Etwa 100 Menschen wurden verletzt.

Die Täterin war nach Angaben des Militärs aus einem Zug gestiegen und zündete dann auf dem Gleis eine Bombe. Der Bahnhof befindet sich nicht weit vom Präsidialamt und mehreren Hotels. Nur Stunden zuvor waren bei einer Explosion im Zoo der Stadt vier Menschen verletzt worden. Am Samstag waren bei einem Anschlag auf einen zivilen Linienbus in der Stadt Dambulla in der Mitte Sri Lankas 20 Menschen getötet und 50 verletzt worden. Der Überlandbus eines Privatunternehmens war mit buddhistischen Pilgern auf dem Weg von Kandy im Zentrum des Landes in die weiter nördlich gelegene Stadt Anuradhapura. Bei dem Sprengsatz handelte es sich laut Polizei um eine ferngezündete Paketbombe, die in einem Gepäcknetz platziert war.

Sri Lanka feiert an diesem Montag 60 Jahre Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft. Große Feierparaden durch die Stadt sind geplant. Doch auch hohe Sicherheitsvorkehrungen und ein großes Polizeiaufgebot in der Hauptstadt konnten die Anschläge nicht verhindern. Hinter der Terrorwelle werden die Tamilen-Rebellen der LTTE vermutet, die seit 25 Jahren für einen eigenen Staat auf der Insel kämpfen. Die singhalesisch dominierte Regierung hatte nach sechs Jahren den Waffenstillstand zum 16. Januar aufgekündigt. Die jüngsten Anschläge dürften die Antwort der Rebellen sein.

Die LTTE unter ihrem Boss Velupillai Prabhakaran gilt als eine der schlagkräftigsten und brutalsten Guerilla-Truppen der Welt. Zu ihrem Markenzeichen gehören Selbstmordanschläge. Ihre Suizidkommandos, die sogenannten schwarzen Tiger, werden von der LTTE zu Helden stilisiert. Der 1983 gestartete Bürgerkrieg auf der Insel, die etwa so groß wie Bayern ist und 20 Millionen Einwohner zählt, hat mehr als 75 000 Menschen das Leben gekostet.

Die Regierung unter Präsident Mahinda Rajapakse hat 2008 gewissermaßen zum „Jahr des Krieges und des Sieges“ erklärt. Sie will die Tamilen-Rebellen in diesem Jahr auf dem Schlachtfeld besiegen und damit den blutigen Konflikt nach über zwei Jahrzehnten mit Militärgewalt beenden. Internationale Beobachter stehen dem allerdings skeptisch gegenüber. Sie glauben nicht, dass sich der Konflikt militärisch lösen lässt. Wie die jüngsten Anschläge zeigen, kann die LTTE weiter mit Attentaten überall zuschlagen. Christine Möllhoff

Christine Möllhoff

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