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Politik: BSE-Krise: Die Milch gilt als sicher - vorerst

Forscher haben bis jetzt keine Anhaltspunkte dafür, dass Milch oder Milchprodukte die Rinderkrankheit BSE übertragen. In diesem Sinne äußerten sich am Montag mehrere BSE-Experten, nachdem die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf englische Fachleute die Frage aufgeworfen hatte, ob das Übertragungsrisiko durch Milch nicht unterschätzt werde.

Forscher haben bis jetzt keine Anhaltspunkte dafür, dass Milch oder Milchprodukte die Rinderkrankheit BSE übertragen. In diesem Sinne äußerten sich am Montag mehrere BSE-Experten, nachdem die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf englische Fachleute die Frage aufgeworfen hatte, ob das Übertragungsrisiko durch Milch nicht unterschätzt werde. So würden die Ergebnisse von Fütterungsversuchen mit Kälbern noch ausstehen.

Die Zeitung hatte sich auf den englischen Wissenschaftler Malcolm Ferguson-Smith berufen, der die Versuche mit Mäusen als "möglicherweise fehlerhaft" und "lückenhaft" bezeichnet hatte. Im August 2000 hatte die britische Regierung eine auf drei Jahre angesetzte Studie angekündigt, die das BSE-Risiko durch Milch endgültig klären soll. "Milch ist sicher, aber diese Forschung soll auch den letzten Zweifel zerstreuen", sagte die Regierungssprecherin damals.

"Milch ist aus unserer Sicht weiterhin als unbedenklich anzusehen", sagte Irene Lukassowitz, Sprecherin des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin in Berlin. Trotzdem sei es sinnvoll, die bisherigen Versuche an Nagern "auf eine breitere Basis zu stellen".

Milch sei als Übertragungsweg jedoch deshalb unwahrscheinlich, weil sie nicht mit erregerhaltigem Nervengewebe in Verbindung stehe. Bereits im November 2000 hatte die Kieler Bundesforschungsanstalt für Milchforschung mitgeteilt, dass es "keine Hinweise auf die Beteiligung von Milch und Milcherzeugnissen am BSE-Geschehen" gebe. Der BSE-Erreger sei in der Milch erkrankter Kühe nicht nachzuweisen, die Milch und aus ihr hergestellte Produkte deshalb sicher.

Falsche Sicherheit

Als BSE-gefährdet gelten in erster Linie Hirn, Rückenmark und die Netzhaut des Auges (anatomisch gesehen ebenfalls Teil des Nervensystems). Deutlich geringer ist die Gefahr bei Darm und Innereien wie Niere, Leber, Lunge und Herz. Als sicher gelten bislang Muskelfleisch und Milch.

BSE-Tierversuche an Kühen sind langwierig und teuer. Das ist ein Grund dafür, dass die Experimente - auch mit der für sicher angesehenen Milch - bisher hauptsächlich an Mäusen angestellt werden. Sie sind leicht und schnell zu züchten, und sie erfüllen eine einfache Bedingung: Mäuse erkranken auch an BSE. Allerdings sind sie um das Tausendfache unempfindlicher als Rinder. Beim Überwinden der Artgrenze büßt der BSE-Erreger also einen großen Teil seines Ansteckungspotenzials ein. Deshalb gibt es Kritik an den Mäuseversuchen, die vielleicht eine falsche Sicherheit vermitteln könnten. Allerdings muss der Erreger auch beim Übergang auf den Menschen eine Artgrenze überspringen. Niemand weiß bis heute, wie hoch sie ist. Spritzt man erregerhaltiges Material in das Gehirn des Versuchstiers, dann erkranken neben Rindern und Mäusen auch Schafe, Ziegen, Schweine, Nerze und Affen. Schweine sind offenbar gegen den Erreger gefeit, sofern sie ihn nur über den Darm aufnehmen, und Hamster erkranken erst, wenn der BSE-Auslöser zuvor in Mäusen "vermehrt" wurde. Hühner erkranken weder nach einer BSE-Injektion in das Gehirn oder das Bauchfell noch nach dem Verfüttern.

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