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Bunte Demo auf der Reeperbahn.

© dpa/Christian Charisius

Update

Hamburg: Bunter Protest: "Lieber tanz ich als G20"

Der G20-Gipfel rückt näher, und damit auch massiver Protest. Doch am Mittwoch dominieren in Hamburg alternative Ideen - und die Lust auf's Tanzen.

Am Mittwochabend haben mehrere tausend überwiegend junge Menschen unter dem Motto "Lieber tanz ich als G20" an den Hamburger Landungsbrücken gegen den G20-Gipfel demonstriert. Die Polizei zählte 11.000 Teilnehmer, die Veranstalter sprachen von bis zu 20.000. Zwischenfälle gab es zunächst keine, so die Polizei. In dem Demo-Zug rollten rund ein Dutzend mit Transparenten geschmückte Motiv- und Musikwagen mit, am Rande waren auch Schaulustige mit Kindern zu sehen. In einem Aufruf der Veranstalter zum Protest gegen den Gipfel hieß es, man wolle sich weder durch Sicherheitszonen noch durch die kapitalistische Verwertungsmaschinerie lahmlegen lassen.

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Viele Spruchbänder nahmen Bezug auf das von der Polizei verfügte Übernachtungsverbot für G20-Gegner in Camps. „Yes we camp“ war etwa zu lesen. Auf ein Banner waren zwei Warnzeichen und der Spruch „Danger! Dosenöffner im Camp gefunden“ aufgemalt. Von den Fahrzeugen wummerte Techno und Ravemusik, viele Demonstranten tanzten auf der Straße. Von einigen Wagen stiegen große Seifenblasen und Rauch aus Nebelmaschinen auf. Nach Ende der Demo schlossen sich laut Hamburger Polizei einige Teilnehmer einer weiteren Veranstaltung an:

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Gericht genehmigt 300 Zelte für Protest

Eine Überraschung am Mittwochnachmittag für den Elbpark Entenwerder: Das Hamburgische Oberverwaltungsgericht (OVG) genehmigte nach Auseinandersetzungen zwischen G20-Campern und der Polizei jetzt 300 Schlafzelte für bis zu 900 G20-Protestierer (Az. 4 Bs 148/17). Zuletzt hatte das Verwaltungsgericht auf Antrag der Polizei lediglich ein Versammlungszelt mit Toiletten erlaubt, aber Schlafzelte, Duschen oder Küchen verboten. Auch im Volkspark im Stadtteil Altona wurde am Mittwochabend ein Camp mit 300 Zelten zugelassen.

Zelte wie dieses waren in den vergangenen Tagen ein Hauptstreitpunkt in Hamburg.
Zelte wie dieses waren in den vergangenen Tagen ein Hauptstreitpunkt in Hamburg.

© AFP/Christof Stache

Die Veranstalter hatten für Entenwerder allerdings bis zu 1.500 Schlafzelte gefordert und am Dienstagabend bereits ihren kompletten Rückzug aus dem Elbpark angekündigt. Die weitere Entwicklung ist derzeit offen. Feuerwehr und Bezirksamt müssten in Sicherheitsfragen ohnehin noch ihre Zustimmung zu den Zelten geben, teilte eine Gerichtssprecherin mit. Die Veranstalter verzichten trotz des Teilerfolgs auf den Aufbau der Zelte: Man habe „keine Lust“, dass die Polizei das Camp wieder auflöse, hieß es.

Demo am Donnerstag: Polizei rechnet mit 8.000 gewaltbereiten Teilnehmern

Am Donnerstag werden zur ersten Groß-Demo gegen den G20-Gipfel tausende Demonstranten in Hamburg erwartet. Der Protestzug unter dem Motto „Welcome to hell“ startet um 18.30 Uhr am Hamburger Fischmarkt. Ziel sei es, den „reibungslosen Ablauf“ des Gipfels zu stören und den Staats- und Regierungschefs den Aufenthalt „so unangenehm wie möglich“ zu machen, kündigten die Veranstalter am Mittwoch an. Die Polizei rechnet allein mit 8.000 gewaltbereiten Teilnehmern, das Demo-Bündnis sprach von 5.000 Teilnehmern im „Schwarzen Block“.

Die Welt der G20 bedeutete für Millionen von Menschen „die Hölle auf Erden“, erläuterte Bündnissprecher Michael Martin das Motto „Welcome to hell“. Kritisiert wird von den Veranstaltern weltweite Ausbeutung von Ressourcen, Kriege und Gewalt durch das kapitalistische System. Die Kundgebung beginnt bereits um 16 Uhr am Fischmarkt. Aktivisten aus Mexiko und Russland wollen über die Menschenrechte in ihren Ländern sprechen. Der Verfassungsschutz teilte am Mittwoch mit, es sei erklärtes Ziel der autonomen Szene, das G20-Treffen auch mit militanten Mitteln massiv zu behindern und anzugreifen. Zu diesem Zweck sei das „Bündnis gegen den G20“ gegründet worden, das intensiv überregional und international auf Veranstaltungen und über das Internet beworben worden sei.

Friedlich verlief am Mittwochmittag ein Protest von „1.000 grauen Gestalten“ in der Hamburger Innenstadt. Lehmverkrustete Menschen schlichen in Zeitlupe durch die Straßen rund um das Weltkulturerbe Chilehaus. Die Kunstaktion im Rahmen der G20-Protestwoche kam ohne gesprochene Worte aus. Zum Abschluss wurden die grauen Kleidungsstücke ausgezogen und wichen bunten T-Shirts in allen Regenbogenfarben.

G20 als "Sherpas der wirtschaftlich Mächtigen“

Ein „Gegengipfel“ präsentierte in der Kulturfabrik Kampnagel im Stadtteil Barmbek ab dem Vormittag alternative Ideen für neue politische Konzepte. Die indische Bürgerrechtlerin und Umweltaktivistin Vandana Shiva geißelte die G20-Staaten und ihre Führer. Sie seien „weder willens noch fähig, die drängenden globalen Probleme zu lösen“. Die G20 seien nur „die Sherpas der wirtschaftlich Mächtigen“, sagt Shiva, die 1993 den Alternativen Nobelpreis erhielt.

Weltweit nähmen Gewalt und Umweltzerstörung zu, sagte die Aktivistin. Neue Technologien wie die Digitalisierung entstünden nicht aus wirklichen Bedürfnissen, sondern würden aus Gewinnstreben verordnet. „In Indien gibt es viele Menschen ohne ein Dach über dem Kopf“, sagt Shiva. „Aber ihnen wird eingeredet, dass sie alle ein Smartphone haben müssten.“ Die Verantwortung für die Erde und das Leben müsse künftig die Bevölkerung haben. Demokratie müsse „direkter und dezentralisiert“ werden. (mes, epd, dpa, Reuters)

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