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E-Mail-Affäre: Bush fühlt sich "angeekelt"

US-Präsident Bush zeigt sich empört über die angeblichen Eskapaden seines Parteikollegen Mark Foley. Dieser soll anzügliche E-Mails an minderjährige Praktikanten im US-Kongress geschickt haben.

Washington - Die einflussreiche konservative Zeitung "Washington Times" forderte den Rücktritt des republikanischen Präsidenten des Repräsentantenhauses, Dennis Hastert. Der Fernsehsender ABC enthüllte unterdessen neue Details über Foley. Sein Anwalt David Roth beteuerte, Foley sei mit Jugendlichen niemals intim geworden.

"Ich bin bestürzt und geschockt über das unakzeptable Verhalten von Foley", sagte Bush bei einem Besuch einer Schule in Stockton im US-Bundestaat Kalifornien. In seinem Leitartikel schrieb die "Washington Times" am Dienstag (Ortzeit), Hastert habe das Vertrauen der Wähler und seiner Partei verloren, weil er von dem Skandal gewusst, aber nichts unternommen habe. Hastert soll neben anderen Abgeordneten davon gewusst haben, dass Foley einigen im Kongress angestellten jungen Männern unmissverständliche E-Mails geschrieben haben soll. Hastert versichert, nichts von den E-Mails gewusst zu haben, die unter einigen Verantwortlichen der Republikaner kursiert sein sollen.

Foley war angeblich selbst Missbrauchsopfer

Richard Viguerie von der konservativen Organisation HQ forderte ebenfalls den Rücktritt des Parlamentspräsidenten. Wer so ein Verhalten decke, müsse die Wut der Öffentlichkeit und der Behörden auf sich ziehen. Foley war am Freitag zurückgetreten, nachdem ein elektronischer Briefwechsel mit einem Jugendlichen bekannt wurde, der fürchtete, Foley wolle ein Foto von ihm haben. Er war Abgeordnete für Palm Beach in Florida.

Der Fernsehsender ABC enthüllte neue Details über E-Mails des Abgeordneten, wonach Foley sogar eine Beziehung mit einem minderjährigen Mann gehabt haben soll. Laut ABC soll er mit einem Kongress-Pagen via Internet Zärtlichkeiten und Pläne für ein Treffen ausgetauscht haben. Im April 2003 soll der Ex-Abgeordnete einen Teenanager per E-Mail nach Hause eingeladen haben, um dort mit ihm Alkohol zu trinken. Der junge Mann habe das Angebot angenommen. Foleys Anwalt Roth sagte in Palm Beach: "Mark Foley hatte niemals sexuelle Kontakte mit einem Minderjährigen." Er sei jedoch selbst als Junge zwischen 13 und 15 Jahren sexuell missbraucht worden.

Vorwürfe angeblich seit über zehn Jahren bekannt

Auch die US-Bundespolizei FBI untersucht mittlerweile, ob Foley wegen der zweifelhaften E-Mails an Minderjährige gesetzeswidrig gehandelt hat. Der 52-jährige Foley gehörte dem Kongress seit 1995 an; er gehörte einer Gruppe gemäßigter Republiker an. Bei den anstehenden Kongresswahlen im November wurden ihm gute Chancen eingeräumt, seinen demokratischen Herausforderer Tim Mahoney zu besiegen. Foley leitete unter anderem eine Parlamentsgruppe zu verschwundenen und ausgebeuteten Kindern.

In einem Bericht der "Washington Post" heißt es, dass Foleys mutmaßliche Belästigungen Minderjähriger bereits seit über zehn Jahren bekannt waren. Ein jugendlicher Mitarbeiter sei 1995 gewarnt worden, sich von dem republikanischen Politiker fernzuhalten. "Viele Menschen auf dem Capitol Hill wussten über elf Jahre lang, was los war und haben sich entschieden, nichts zu unternehmen", sagte der betroffene ehemalige Mitarbeiter Mark Beck-Heymann der Zeitung. (tso/AFP)

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