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Politik: Castor-Transport: Vorbeugen statt keilen

In die beiden Triebwagen, die auf einem etwas abseits gelegenen Gleis des Lüneburger Bahnhofs warten, steigen nur wenige Fahrgäste. Die Regionalbahn nach Dannenberg-Ost ist nicht ausgelastet, ohne Castortransporte würde die Strecke wohl auch längst nicht mehr bedient.

In die beiden Triebwagen, die auf einem etwas abseits gelegenen Gleis des Lüneburger Bahnhofs warten, steigen nur wenige Fahrgäste. Die Regionalbahn nach Dannenberg-Ost ist nicht ausgelastet, ohne Castortransporte würde die Strecke wohl auch längst nicht mehr bedient. Die fünf Bundesgrenzschützer stehen oder sitzen in der Nähe der Ausstiege und bewachen die Notbremsen. Niemand soll unbefugt an den roten Griffen ziehen, so wie neulich, als Atomkraftgegner die Bremse betätigten und den Zug nahe der Ortschaft Göhrde außerplanmäßig zum Stehen brachten.

An diesem Vormittag brauchen die BGS-Beamten in den Waggons nicht einzugreifen. Auch die Kollegen, die in Wendisch-Evern, Dahlenburg oder den anderen kleinen Bahnhöfen auf der gut 50 Kilometer langen Strecke patrouillieren, haben wenig zu tun. Aber sicher ist sicher, sagt ein Grenzschützer. Haben nicht erst letzte Woche militante Castorgegner die Gleise zersägt und zwei Meter Schienen herausgetrennt? So was soll nicht wieder vorkommen, bis der Atommüllzug voraussichtlich Ende März ins Wendland rollt.

Am Dannenberger Bahnhof endet der Zuständigkeitsbereich des BGS, ab hier übernimmt die Polizei. Keine einfache Aufgabe. Im Landkreis Lüchow-Dannenberg werden rund 120 Beamte als "Konfliktmanager" zum Klinkenputzen ausgesandt. Sie verteilen Handzettel, kleben Plakate und werben bei Bürgern und Bauern für friedliche Kundgebungen. "Viele Menschen im Wendland misstrauen der Polizei", sagt ein Beamter. Das hat mit den Polizeieinsätzen in der Vergangenheit zu tun. Beim letzten Castortransport im März 1977 prügelten Angehörige einer Berliner Einheit eine Sitzblockade auseinander. Und als der Atommüllkonvoi längst auf dem Weg ins Zwischenlager war, zerstachen maskierte Polizisten bei einer Treckerblockade die Reifen von rund 30 Fahrzeugen. Dass die Polizei kürzlich Drahtkäfige präsentiert hat, die beim Castortransport als mobile Gefangenensammelstellen dienen sollen, war dem Abbau von Feindbildern und Vorbehalten nicht gerade förderlich. Am Freitag hat die Polizei indes begonnen, die umstrittenen Drahtkäfige abzubauen und nach Hannover zurückzuschicken.

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