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Irme Stetter-Karp löst Proteste aus: Chefin der katholischen Laien fordert flächendeckendes Angebot für Abtreibung
Die Präsidentin des Zentralkomitees der Katholiken, Irme Stetter-Karp, hat heftige Reaktionen ausgelöst. Ausgerechnet die Bischöfe halten sich aber zurück.
Stand:
Die Präsidentin des Zentralkomitees der Katholiken, Irme Stetter-Karp, hat nicht einmal ein Jahr nach Amtsantritt eine Krise in ihrer Organisation und darüber hinaus ausgelöst. In der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“ hatte sich die Chefin der Laienorganisation zu Schwangerschaftsabbrüchen geäußert und unter anderem dafür plädiert, „sicherzustellen, dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird“. Das hat erhebliche Proteste in und außerhalb des ZdK hervorgerufen.
Stetter-Karp wird besonders intern hart angegriffen. Unter anderem der Bund Katholischer Unternehmer hat ihr geschrieben und um deutliche Zurückhaltung ihrer eigenen Meinung bei derartigen öffentlichen Äußerungen gebeten. Sie repräsentiere als ZdK-Präsidentin die Gesamtbreite der katholischen Laien in Deutschland, und die Bandbreite der Positionen in der Gesellschaft zum Schwangerschaftsabbruch sei groß. Das gelte auch unter den katholischen Laien.
Nach überwiegendem Verständnis katholischer Christinnen und Christen sei es „sicher nicht die Aufgabe des ZdK oder der Präsidentin“, für ein flächendeckendes Abtreibungsangebot zu werben. Stetter-Karp wird von einer zunehmenden Anzahl von Katholiken aufgefordert, Positionen zu beziehen, die den Respekt vor unterschiedlichen Auffassungen zeigen.
Die Vollversammlung des ZdK ist aus 230 Laienvertretern verschiedener Gruppierungen und Diözesen zusammengesetzt. Stetter-Karp stammt aus der Caritas.
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Konservative Katholiken haben unterdessen bereits das Einschreiten der Bischofskonferenz gefordert. Das Zentralkomitee der Katholiken berät die Bischofskonferenz, ist aber von ihr unabhängig. Konsequenzen von den Bischöfen hat Irme Stetter-Karp nicht zu befürchten; dies zumal, weil deren neue Generalsekretärin früher Mitarbeiterin von Stetter-Karp in der Diözese Rottenburg-Stuttgart war.
Die Bischöfe wollen einen Konflikt vermeiden
Außerdem ist sie Co-Präsidentin des „Synodalen Wegs“, des großen Reformprojekts der katholischen Kirche in Deutschland. Dessen Inhalte hat der Papst in einer jüngsten Note wieder abgelehnt. Da will der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing aus Limburg, einen Konflikt mit den Reformwilligen im ZdK und seiner Präsidentin vermeiden.
Stetter-Karp selbst verteidigt sich mit dem Hinweis, verkürzt und zugespitzt wiedergegeben worden zu sein. An der Grundposition ihrer Organisation zum Thema Abtreibung habe sich seit den 1990-er Jahren nichts geändert.
Allerdings wird von ihren internen Gegner:innen ins Feld geführt, dass sich Stetter-Karp schon seit 1999 offen gegen das klare Nein der katholischen Kirche zur Abtreibung stelle – damals als Mitgründerin des Vereins „Donum Vitae“, der Schwangerschaftskonfliktberatung anbietet. Er stellt dabei, anders als katholische Beratungsstellen, auch die Beratungsscheine aus, die in Deutschland erst einen straffreien Schwangerschaftsabbruch ermöglichen.
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