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Präsidentschaftswahl: Chilenen stimmen für Rechtsruck

In Chile wird erstmals seit der Pinochet-Diktatur ein konservativer Politiker Präsident. Der Millionär Piñera erhielt bei der Stichwahl fast 52 Prozent der Stimmen.

Der Regierungskandidat und Ex-Präsident Eduardo Frei räumte seine Niederlage ein. "Wir brauchen einen Staat, der stark und effizient ist", rief Piñera in der Nacht zum Montag seinen jubelnden Anhängern in Santiago zu. "Mit viel Muskel und wenig Fett." Der weltgrößte Kupferproduzent wurde seit dem Ende von Pinochets Herrschaft 1990 von dem Mitte-Links-Bündnis Concertación regiert. Nach Auszählung fast aller Stimmen lag Piñera bei 51,61 Prozent vor dem Kandidaten der Mitte-Links-Koalition Concertación mit 48,38 Prozent der Stimmen.

Piñera sandte einen Appell der Einheit an die Chilenen und seinen Herausforderer Frei. "Wir werden eine Regierung der nationalen Einheit bilden, um die Mauern einzureißen, die uns spalten." Die Wahl der Chilenen für den Richtungswechsel wertete der 60-Jährige als Zeichen für die "Reife der Demokratie" nach dem Ende der Diktatur.

In Chile besteht ein starker Riss zwischen der traditionellen Rechten, die in Teilen an die 1990 überwundene Diktatur von General Pinochet anknüpft, und der Linken, die Pinochet unter großen persönlichen Opfern bekämpfte.

Die in der Bevölkerung äußerst beliebte Präsidentin Michelle Bachelet durfte bei der Wahl nicht unmittelbar für eine zweite Amtszeit antreten. Deshalb schickte die Concertación Frei wieder ins Rennen. Trotz der Popularität Bachelets waren viele Chilenen von der regierenden Koalition desillusioniert und wollen neue Gesichter in der Politik sehen.

Piñera hat die Schaffung einer Million neuer Jobs in den kommenden vier Jahren und ein jährliches Wirtschaftswachstum von sechs Prozent versprochen, nachdem das südamerikanische Land im Zuge der globalen Wirtschaftskrise erstmals seit der Asienkrise in den neunziger Jahren wieder in die Rezession abgeglitten war. Er gilt als Favorit der Wirtschaft. Analysten erwarten daher, dass ein Sieg Piñeras den Börsen kurzfristig einen zusätzlichen Schub geben wird.

Piñera ist einer der Hauptaktionäre der Fluggesellschaft LAN, zu deren Töchtern ein privater TV-Sender und ein Fußballclub zählen. Von seinen Gegnern wird der Kandidat der Partei der Nationalen Erneuerung (RN) in Anspielung auf den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi als "chilenischer Berlusconi" bezeichnet.

Der 60-jährige Piñera und der 67-jährige Frei entstammen beide der Führungselite des Landes. Piñeras Vater war Botschafter, sein Bruder war Minister. Frei war zwischen 1994 bis 2000 selbst schon einmal Präsident, sein Vater Eduardo Frei Montalva hatte von 1964 bis 1970 das höchste Staatsamt inne.

Die Wahlprogramme der beiden Kandidaten wiesen keine markanten Unterschiede auf, beide vertreten das Konzept der sozialen Marktwirtschaft.

Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, Reuters

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